Die Wohnungsbaugesellschaft setzte bei der Investition auf die Zusammenarbeit mit dem Photovoltaik-Stromanbieter „Einhundert Energie“ mit Sitz in Köln, an den sie die Dachflächen verpachtete. Das Unternehmen installierte nicht nur die Solarmodule und die sonstige Technik, sondern übernimmt zudem sämtliche Formalitäten rund um die Einspeisung des erzeugten Stroms ins Netz beziehungsweise seinen Einsatz direkt am Ort.
Vor allem Letzteres ist dabei das Ziel. Die Firma „Einhundert Energie“ nennt es „eines der größten Mieterstromprojekte Brandenburgs“. Denn die Bewohner der drei Häuser in der Straße der Jugend – insgesamt 120 Haushalte – sollen den Strom vom Dach möglichst selbst nutzen. „Die Mieter können einen Vertrag schließen und profitieren dann von günstigen Preisen“, erklärt die Geschäftsführerin der Wohnungsbaugesellschaft, Gabriele Schuster. Sollten die Module auf dem Dach zeitweise nicht genug liefern, kommt der Rest aus dem Netz.
„Einhundert Energie“ hat in den Häusern moderne Stromzähler – sogenannte Smart-Meter – installiert, die genau erfassen, wann wie viel Strom verbraucht wird. Sowohl der Stromversorger als auch die Nutzer können das in Echtzeit im Auge behalten. Und anhand dieser Daten werde direkt monatlich abgerechnet, verspricht das Unternehmen. „Das bedeutet auch, dass die Kunden nur das bezahlen, was sie verbraucht haben. Abschlagslogik und lästige Nachzahlungen entfallen.“
Konkret berechnet „Einhundert Energie“ seinen Kyritzer Nutzern einen vergleichsweise günstigen monatlichen Grundpreis von um die zwölf Euro plus einen Arbeitspreis von aktuell 29,5 Cent je Kilowattstunde. Bei anderen Anbietern sind es gegenwärtig in der Regel drei bis fünf Cent mehr. Das kann bei einem Zwei-Personen-Haushalt übers Jahr schnell mal einen Unterschied von um die 100 Euro ausmachen.
„Für uns ist das ein Pilotprojekt“, sagt WBG-Chefin Gabriele Schuster.“ Man plane noch eine Informationsveranstaltung. Ob und wo vielleicht demnächst weitere Solarmodule folgen, hänge stets maßgeblich vom Zustand und von der Bauweise des betreffenden Daches ab.
Dass die WBG für das Solardach-Projekt auf einen externen Investor und Dienstleister setzt, erklärt Gabriele Schuster mit den Anforderungen hinsichtlich der Technik und der Abrechnung. So etwas gehöre bisher nun mal nicht zum Kerngeschäft einer Wohnungsbaugesellschaft. Und die Erfahrung mit „Einhundert Energie“ seien bislang durchweg positiv. „Das hat alles wunderbar geklappt. Wir sind sehr zufrieden.“ Die Kyritzer WBG ist der erste große Vermieter der Stadt, der diesen Schritt gegangen ist. Die Solarmodule auf den drei Häusern in der Straße der Jugend liefern „Pi mal Daumen“ pro Jahr voraussichtlich etwa 220 000 Kilowattstunden klimaneutralen Strom.
In Neuruppin tragen die Wohnblocks der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft NWG bereits seit knapp 20 Jahren Solarmodule auf ihren Dächern. Auch dort hatte sich der Vermieter dafür mit externen Experten als Investoren zusammengetan – in dem Fall mit den Neuruppiner Stadtwerken. Etwas später schloss sich die Neuruppiner Wohnungsbaugenossenschaft der Idee an.
Die Rheinsberger Rewoge hatte 2020 ein Mieterstromprojekt für 350 Wohnungen umgesetzt und dabei wie jetzt Kyritz mit einem externen Dienstleister kooperiert. Die Wittstocker Wohnungsbaugenossenschaft folgte 2023 mit einem etwas kleineren Vorhaben. Alexander Beckmann