Die gute Nachricht ist, dass die Autobahngesellschaft des Bundes die Planungen für eine Wildbrücke über der Autobahn A 24 bei Rossow fortführt – allerdings gibt es bisher keinen Termin, wann so eine Überführung, die ein gefahrloses Queren von Hasen, Füchsen, Rehen, Wildschweinen und Wölfen möglich macht, über die A 24 wirklich errichtet wird.
„Wir bauen derzeit eine Grünbrücke über die Autobahn A 2 zwischen den Anschlussstellen Wollin und Ziesar“, sagt Ralph Brodel von der Autobahngesellschaft. Bis Dezember 2025 soll die etwa elf Millionen Euro teure Anlage im Landkreis Potsdam-Mittelmark fertig sein. Ob danach das Projekt an der Autobahn A 24 in Angriff genommen wird, ist offen.
Dabei drängen der Landkreis Ostprignitz-Ruppin sowie der Kreisjagdverband seit Jahren auf den Bau einer Wildbrücke über die Autobahn A 24. „Die Tiere müssen raus aus ihrer Insel-Population“, sagte am Freitag Tobias Wagner, der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes OPR.
Laut Wagner hat sich die Situation für die Wildtiere in der Region in den vergangenen Jahren noch verschlechtert – weil inzwischen in der Prignitz und in Ostprignitz-Ruppin wegen der vielen Wildunfälle nahezu die gesamte Strecke der Autobahn A 24 eingezäunt wurde.
„Die Tiere, die hier wandern, brauchen einen Gen-Austausch“, betonte Wagner. Die Freude des Jägers darüber, dass seit Dezember in Potsdam-Mittelmark die insgesamt elfte Grünbrücke im Land Brandenburg gebaut wird, hält sich in Grenzen. „Das nützt uns auf der Autobahn A 24 nichts“, so Wagner. Hier werde der sogenannte Fernwechsel von Rot- und Schwarzwild weiterhin durch die Autobahn sowie die vielen Zäune blockiert. Diese Barrieren müssten überwunden und Lebensräume wieder vernetzt werden, damit die biologische Vielfalt nachhaltig gesichert werden könne, stimmt Kornelia Dobiás zu. Die Biologin leitet die Forschungsstelle für Wildökologie und Jagdwirtschaft beim Landeskompetenzzentrum Forst in Eberswalde. Das Kompetenzzentrum beobachtet und dokumentiert mit Fotofallen und Videoüberwachungskameras seit fast 20 Jahren die Aktivitäten auf ausgewählten Grünbrücken in der Mark. Dabei wurden nicht allein Rot- und Damhirsche sowie Mufflons, Rehe und Wildschweine gesehen, sondern ebenfalls Wölfe und sogar Elche. Seit dem Bau der ersten Wildbrücke im Land Brandenburg, diese wurde 2005 über die Autobahn A 11 im Bereich des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin errichtet, konnten mehr als 100 000 Querungen von Wildtieren nachgewiesen werden, sagt Dobiás. Demnach ziehen die meisten Wildtiere in der Dunkelheit über die Grünbrücken. Viele Rehe, Hirsche und Feldhasen nehmen dabei Nahrung auf. Das verwundert wenig, wenn man weiß, dass eine Grünbrücke mindestens 50 Meter breit und mit Sträuchern, kleinen Bäumen sowie einer Gras- und Krautschicht ausgestattet ist. Zudem schützen Betonwände die Brückenfläche vor Lichtreflexionen.
„Wir werden hingehalten, das ist echt frustrierend“, hatte OPR-Vizelandrat Wolfgang Nüse (SPD) bereits im vergangenen Jahr festgestellt. An dieser Situation hat sich nichts geändert: Die letzte Mitteilung des Bundesverkehrsministeriums zum Thema Wildbrücke erreichte den Landkreis im November 2022. Gleichwohl halte der Landkreis an seiner Forderung nach dem Bau einer Grünbrücke über die Autobahn A 24 fest, teilte kürzlich Kreissprecher Alexander von Uleniecki mit. Schließlich gehe es hier „um eine der bedeutendsten europäischen Biotopverbundachsen und Wildzugkorridore für viele Wildarten“. Darauf soll ebenfalls Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) nochmals hingewiesen werden, wenn er im April nach Neuruppin kommt.
Die Autobahn A 24 zerschneidet auf einer Länge von mehr als 200 Kilometern zwischen Hamburg und dem Dreieck Havelland in Brandenburg ganz Norddeutschland – die Chance für einen gefahrlosen Wildwechsel gibt es aber bisher lediglich bei Gudow in Schleswig-Holstein, nicht jedoch in Brandenburg. Andreas Vogel