Die exotischen Wuschelköpfe waren rasch im ganzen Dorf bekannt und so manches Kind aus der Nachbarschaft schaute öfters am Hoftor nach den Alpakas. „Spätestens nach der ersten Wanderung mit den Tieren durchs Dorf kannte uns jeder im Dorf“, erinnert sich Ulrich Baum. Alpakas hielt er schon in seiner alten Heimat, dem Barnim. Und wie dort auch bietet er in Segeletz Naturwanderungen mit seinen Alpakas an. Interesse daran zeigen nicht nur gestresste Großstädter. Auch Schulklassen und Kitagruppen aus der Region, Familien und Senioren besuchen den Alpakahof. „Manche genießen auch einfach die Nähe der Tiere ohne Wanderung und haben viel Spaß daran“, sagt Ulrich Baum. Ganz ähnlich ist es, wenn er mit seinen Tieren etwa soziale Einrichtungen besucht. So manchen Bewohnern von Seniorenheimen zaubert die Begegnung mit den Alpakas ein Lächeln ins Gesicht. Tiergestützte Aktivitäten für Menschen mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen bietet Ulrich Baum ebenfalls an. Doch für solche Einsätze ist längst nicht jedes Tier geeignet. So ist es auch bei Ulrich Baums Alpakas Macho, Franz, Bernardo, Felipe und dem Neuzugang Antonio. Für Wanderungen mit Besuchern sind im Prinzip alle Alpakas zu begeistern. „Sie sind ja sehr neugierig und entsprechend unternehmungslustig“, sagt Ulrich Baum. Doch wenn eines seiner Alpakas einmal keine Lust auf Wandern hat, muss es auch nicht mit. „Unter Zwang läuft hier auf meinem Hof nämlich nichts“, erklärt der Alpaka-Mann. Die Liebe zu diesen Exoten entdeckte Ulrich Baum schon vor Jahrzehnten, als er noch als Tierpfleger im Zoo von Hannover arbeitete.
Eigentlich war er dort für die Elefanten zuständig, gelegentlich aber auch für Alpakas. „Es hat einen riesen Spaß gemacht, sich um die Alpakas zu kümmern. Doch leider hatte man dort im Zoo nie richtig Zeit für sie“, erinnert sich Baum. Seine eigenen Alpakas hat der 62-Jährige alle selbst ausgebildet. „Alles fängt mit dem Anlegen eines Halfters an“, erläutert er. Manche Tiere haben damit weniger Probleme als andere. Gleiches gilt für das gemeinsame Spazierengehen. „Manche sind dabei sehr ängstlich und trauen sich nicht an einem Verkehrsschild vorbei“. Von fremden Personen geführt zu werden, ist dann eine weitere Hürde, die von den jungen Alpakas erst einmal genommen werden muss. Um aber beispielsweise Senioren im Heim besuchen zu können, müssen die Tiere lernen, durch Türen zu gehen und keine Angst vor der Enge von Fluren zu bekommen. „Das übe ich alles bei mir Zuhause und führe die Tiere dabei durch meine Wohnung“, berichtet Ulrich Baum. Ein Tier, das all dies beherrschte wie kein anderes, war Merlin, der vor zwei Jahren im Alter von 15 Jahren starb. Ulrich Baum trauert Merlin noch heute nach, blickt aber auch optimistisch nach vorn. Und so kam schließlich Antonio im Januar als Neuzugang auf den Alpakahof nach Segeletz. Zunächst musste sich das Jungtier an die neue Umgebung und die anderen Alpakas gewöhnen. Inzwischen hat Antonio schon vollstes Vertrauen zu seinem neuen Besitzer gefasst, lässt sich auch ein Halfter anlegen und sich führen. „Für Wanderungen ist er definitiv geeignet, das kann ich jetzt schon sagen“, meint Ulrich Baum erfreut. Ob das später auch für tiergestützte Aktivitäten zutrifft und Antonio einmal mit Franz und Bernardo Senioren im Heim besucht, wird sich zeigen. „Geeignet sind dafür nur besonders ausgeglichene, ruhige und geduldige Tiere“, unterstreicht Baum. Bei Antonio habe er ein gutes Gefühl. „Er hat all diese Eigenschaften“, sagt der Segeletzer. André Reichel