Jetzt sind es nur noch wenige Tage bis zur Neuruppiner Aufführung der Johannespassion, die am Sonntag, dem 14. April, ab 17 Uhr in der Kulturkirche erklingen wird. Auf der Bühne stehen werden dann aber nicht nur die Sänger des A-cappella-Chores, sondern auch die Mitglieder des Märkischen Jugendchores des Schinkelgymnasiums sowie Projektsänger anderer Neuruppiner Chöre, beispielsweise von der Kantorei oder vom Kammerchor Chorisma. Ein Anliegen des Neuruppiner A-cappella-Chors ist es, immer wieder mit der Musik Brücken zu bauen und mit Musikbegeisterten aus der Region große chorsinfonische Werke auf die Bühne zu bringen. Diesem Ziel hat sich der Zusammenschluss bei den traditionellen jährlichen Aufführungen des Bachschen Weihnachtsoratoriums oder jüngst bei der Einstudierung der Carmina Burana zum 50-jährigen Bestehen des Chores verschrieben.
Da bot sich in diesem Jahr die Johannespassion an. „Das Stück gehört zum Allerheiligsten der evangelischen Kirchenmusik, da der Kern der christlichen Glaubenslehre darauf basiert, dass Jesus sich für uns geopfert hat und so den Tod überwand“, bringt Chorleiter Nils Jensen den Stellenwert des Werkes auf den Punkt. Bach schrieb es unmittelbar nach seiner Anstellung als Thomaskantor in Leipzig. Es ist eine von vermutlich fünf Passionen, die Bach einst komponiert hat, von denen jedoch nur zwei erhalten geblieben sind; neben der Johannespassion ist es die Matthäuspassion. Auch wenn letztere die vermeintlich bekanntere ist, gilt die Johannespassion doch als eines der bedeutendsten geistlichen Werke des Barocks und spiegelt Bachs meisterhaftes Können in der Vertonung biblischer Texte wider. Da damals Passionen den kompletten biblischen Text enthalten mussten, hat Johann Sebastian Bach diesen noch um freie Dichtungen und Strophen für die Choräle ergänzt. „Ich freue mich sehr auf die Aufführung der Passion im Jubiläumsjahr. Für den Chor ist das Stück zudem besonders anspruchsvoll“, so Jensen mit Blick auf die aufwendig angelegten Ein- und Ausgangschorstücke. So geht besonders das vorletzte Stück unter die Haut, wohingegen der erste Hauptchor „Herr, unser Herrscher“ expressiv und fast atemlos daherkommt.
Immer wieder war in den vergangenen Wochen und Monaten von den Neuruppiner Chorsängern bei den Proben zu hören, dass sie neue Lieblingsstellen in dem Stück entdeckt haben. „Ich habe schon viel Chormusik a cappella gesungen, aber bisher wenig Chor-Sinfonik. Aber ich liebe die Barockmusik und mir gefallen besonders die für diese Musik typischen Überraschungen in der Komposition der Johannespassion“, erklärt Chorsänger Leander Borgmann. Eine andere Chorsängerin, eigentlich kein Fan von Bachs Chormusik, hatte bei einer Probe sogar Tränen in den Augen, so sehr hat sie der große Schlusschor „Ruht wohl“ berührt. Abgerundet wird die Passionsmusik durch besinnliche Choräle, die neben eindringlichen Arien stehen, in denen die Solisten quasi die biblischen Texte des Johannesevangeliums kommentieren. So wird Thomas Wittig als Jesus zu erleben sein. Die weiteren Solisten sind die Sopranistin Georgia Tryfona, die Altistin Irene Schneider, der Tenor Christian Pohlers und der Bass Sebastian Bluth. Für Dirigent Nils Jensen selbst, der die musikalische Gesamtleitung innehat, ist auch der Perspektivwechsel spannend, da er das Werk einst im Knabenchor gesungen hat und nun in der Rolle des Dirigenten die Aufführung gestalten kann. Als Orchester wird das Hausorchester Brueder Selke auf der Bühne stehen. Manfred Raabe, Vorsitzender des Neuruppiner A-cappella-Chores, ist dankbar, dass es für die Aufführung der Johannespassion vielfältige Unterstützung gegeben hat, unter anderem von der Fontanestadt Neuruppin, vom Landkreis Ostprignitz-Ruppin und der Kulturstiftung des Landkreises sowie von der Stiftung der Sparkasse OPR und der Stiftung für Soziales. „Nur so ist es möglich, den Menschen in der Region solch ein kulturelles Highlight zu bieten.“
Doch mit der Aufführung der Johannespassion beginnt erst das Konzertjahr 2024 für den A-cappella-Chor. Nachdem den Chor 2023 eine Konzertreise nach Wien geführt hatte, werden die Sänger in diesem Jahr im Mai den Landkreis OPR beim Internationalen Harmoniefestival in Lindenholzhausen (Limburg) vertreten. Ende Juni wird der Chor zudem die Festtage in Fehrbellin eröffnen und ist bei Konzerten im Neuruppiner Tempelgarten sowie in der Schinkelkirche Krangen zu erleben. Wer Interesse hat, im Chor mitzusingen, ist zudem jederzeit herzlich zu einer Schnupperprobe eingeladen. Gesungen wird in der Schulzeit jeden Dienstag ab 19 Uhr in der Aula des Schinkelgymnasiums in Neuruppin.
Karten für die Johannespassion am 14. April 2024 in der Kulturkirche gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen, auf www.reservix.de und an der Abendkasse. WS