Die Oranienburgerin sagt: „Sind wir doch mal ehrlich: Wonach suchen viele junge Menschen denn heute? Die Arbeit soll körperlich nicht anstrengend sein. Kein Handwerk. Nicht in die Pflege. Büro vielleicht. Viel Geld muss am Ende auf das Konto fließen, aber mit geringem Aufwand; am besten als Influencer oder YouTube-Star. Klappt nur nicht. Was du machst, sollte funktionieren. Und der Spaß ist ein wichtiger Faktor.“
Andrea Anders möchte die Unentschlossenen auffangen, die Ausbildungs- und Studiumsabbrecher oder diejenigen beratend begleiten, die beruflich ganz von vorn anfangen wollen. Ihr geht es darum, die Stärken jedes Einzelnen herauszukitzeln, ihnen aufzuzeigen, dass Geld nicht alles ist, dass man jeden Tag mit Freude zur Ausbildung und zur Arbeit gehen kann. Für die Lehrerin in den berufsvorbereitenden Klassen am Oberstufenzentrum Hennigsdorf ist es seit einigen Jahren ihr täglich Brot. „Ich habe genau mit dieser Klientel zu tun: Alle sind noch keine 18 Jahre alt, gingen mit oder ohne Abschluss von der Schule und sind weit entfernt von einer Ausbildung oder einem Job“, sagt die 53-Jährige. Sie erlebt die Orientierungslosigkeit der Jugendlichen in jeder Unterrichtsstunde.
Seit ein paar Monaten intensiviert sie ihre Anstrengung, den jungen Menschen bei der Suche nach dem richtigen Beruf zu helfen – als selbstständiger Berufsfindungscoach neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin (Berufs- und Rechtskunde, Psychologie). Der Bedarf sei da. Auch wenn sie weiß, dass in den Schulen viel Wert auf Berufsorientierung gelegt wird, die Agentur für Arbeit Berufsberatungen anbietet, man sich auf diversen Ausbildungsmessen oder Tools im Internet umsehen kann. „Und trotzdem bleiben Jugendliche übrig. Ihnen will ich helfen. Ich bin ihr Notnagel.“
Ihr Ziel ist es, gemeinsam mit den Klienten eine Vision zu entwickeln. Wie will ich leben? Was erwartest du vom Leben? Was macht dir Spaß? Wie definierst du Glück? Was sind deine Träume? Das seien die entscheidenden Fragen. Wenn jemand Tierarzt werden möchte, um Tiere zu retten, aber die Noten nicht ausreichen – dann gebe es Alternativen, ohne diesen Wunsch platzen zu lassen. Sie habe einen Schüler in der Klasse, dessen Zensuren nicht überragend sind, aber er hat sich von seinem Vater – einem IT-Experten in Sachen Sicherheit – so viel abgeschaut, dass er selbst schon exzellente Kenntnisse habe. „Das macht ihm Spaß, darin liegt seine Stärke – dann soll er es auch machen“, empfiehlt Andrea Anders.
Die Berufsfindungs-Angebote der Oranienburgerin sind in den meisten Fällen kommerzieller Art und finden ausschließlich online statt. Fünf Schwerpunkte beinhalten das Paket: Berufsfindungscamp (Wie willst du leben? Welcher Beruf passt zu dir?), Bewerbungstraining (Die Firma soll erkennen, warum du der/die Richtige bist.), Bewältigung Ausbildung/Studium (Damit du durchhältst.), Überwinde deine Ängste (Trau dich, dir selbst zu vertrauen.) und Erfolgreich kann jeder – auch du (Spaß bei der Arbeit, guter Verdienst). Diese Angebote sind kostenpflichtig. Die Elternsprechstunde und Fragestunde (jeweils dienstags) sind kostenlos.
Andrea Anders hat selbst fünf Berufe: Bauzeichnerin, Erzieherin, Fachwirtin für Versicherungen und Finanzen, Psychologin und Lehrerin. Diese geballte Erfahrung nimmt sie mit in ihre Angebote. „Ich habe nicht nur in meinen Berufen viel weggesteckt, eine Menge Hürden genommen, ging durch Täler der Tränen und sitze immer noch hier. Ich denke, diese Erfahrungen helfen mir auch bei der Arbeit als Berufsfindungscoach“, sagt sie.
„Ich weiß, dass jeder ganz allein für sein Leben verantwortlich ist. Das möchte ich denen vermitteln, die mit sich hadern. Sie sollen nach unserer Zusammenarbeit auf die Straße gehen und einen Plan fürs Leben haben. Dann ist meine Mission erfüllt.“ Stefan BlumbergKontakt: