Der Wochenspiegel veröffentlicht in loser Folge Texte auf Plattdeutsch. Unterstützt werden wir dabei vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. sowie vom Plattdeutschen Stammtisch Wittstock. Dafür vielen Dank! Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Wochenspiegel-Team

Een ollet Ehepoor kümmt no´n iersten Weltkrieg ierstmols no Berlin. As se up den Bohnstieg stohn, läst Mudder een Schild „Geleise“. Se seggt er¬schrocken: „Vadder, treck de Schoh ut, hier mütt man liesen gohn.“ Vadder un Mudder trek¬ken de Schoh ut, un so ko¬men se up Socken bi Kar¬stadt an.

Mudder will sick een niegn Regenschirm kö¬pen. Se seggt zu den Por¬tier: „Goden Dag ok, Herr Karstadt, ick har gern een Schirm.“ De Por¬tier, sehr geschmeichelt, seggt: „Iersten Stock!“ Quatsch, denkt Mudder un geiht up den iersten Verkopstand to un fröcht no een Schirm. „Iersten Stock“, seggt de. So geiht dat ok an de annern Ständ´ . Se kümmt no Vaddern trüch un seggt: „Hier könn wi keen Schirm köpen, de seggn all, wi münn ierst een Stock kopen.“ Mudder föhl noch wat in. „Vadder“, seggt se, „wi münn noch een Spe¬gel köpen.“ No lang Sö¬ken find se dat richtige Geschäft. Denn Spegel harn se schnell utsöcht. De Verköper frög höf¬lich: „Darf ich Ihnen den Spiegel einschlagen?“ “Nee, nee”, Mudder ent¬setzt, “kaputte Spegels hem wi to Hus all mehr as nog.”

Dor se nu schon mol in de Stadt sünd, wulln se ok giern int Theater. „Was ihr wollt“, seggt de Kar-tenverköperin. Tja, wat willn wi denn? Vadder grübelt, un plötzlich strahlt he, denn em is grod Wilhelm Tell infalln. Aber all in nächsten Mo¬ment werd he todiernst. Da is up een Plakot to lä¬sen: Programm 10 Pfen¬nig. He geiht hen to Mud¬dern un seggt: „Hier könn wi nich rin, hier münn wi noh Gewicht betohln, pro Gramm 10 Pfennig, un dat is mi bi dien twee Zentners doch to düer.“

Bevör se schlopen gohn, gohn se noch in dat Restaurant. De Ober bringt der Spieskort. As ierstet stünn da up Kohl¬suppe. Vadder seggt: „Den ganzen Dag seh ick to Hus Kohlköpp. Nee!“ As tweetet stünn up de Kort: Karbonade. „Kar¬bonod“, seggt Mudder, „wi hem sülben schlacht, dat könn wi ok to Hus äten.“ „Aber hier“, seggt Vadder, „hier steiht Menü.“ „Dat nähm wi, dat hört sick so schön französisch an“, seggt Mudder. As ierstet brengt de Kellner de Vörsupp - Kohlsuppe. „Nee, dat is Bedruck, dat ät ick nich“, seggt Vadder. Mudder wörgt sick de Supp hen¬dol. As tweeten Gang gew dat denn Kotelett. „Mensch, dat is ja Karbo¬nad“, seggt Vadder. Aber dat äten se denn doch up.

Rechtschaffend möd gohn se up ehre Zimmer. Int Zimmer nebenan is de Gast krank, he het Kolik un brukt een Inloop. De Dokter kümmt in de Nacht, irrt sick aber in de Dör un geiht bi Vaddern rin. De, noch ganz verslo¬pen, let sick den Inloop moken. He denkt, dat hört ton Hotel-Service. He har een unruhig Nacht un wär froh, as he den än¬nern Dag wedder in Zug Richtung Heimot set. To Hus vertellten de beiden ehr Bekannten:

„Föhrt bloß nich no Ber¬lin, dor möt ji up Socken dörch de Stadt lopen. Wenn ji bi Herrn Karstadt een Regenschirm köpen willn, denn münn ji ierst een Stock köpen. Köpen ji ju een Spegel, denn schlogn se den all inn Lo¬den entwei. Un int Thea¬ter münn ji no Gewicht betoln. Dat schlimmste aber is, wenn man int Ho¬tel siene Kohlsupp nich äten deit, denn ward se di nachts van hinnen rin¬stoppt.“ Heinz Müller