In den Jahren von 2020 bis 2023 sei der Baupreisindex um fast 40 Prozent gestiegen. „Einen solchen Anstieg hat es in Deutschland in so kurzer Zeit noch nie gegeben“, sagt Karbe. Ursache seien vor allem die massiv gestiegenen Materialkosten, während sich die Lohnkosten in der Bauwirtschaft normal erhöht hätten.
Neubauvorhaben werden durch den Preiszuwachs schwieriger. Für Neubauten gilt inzwischen die Verpflichtung, die Wohnräume zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien zu beheizen. In der Regel bedeutet das, eine Wärmepumpe als Heizquelle zu installieren. „Das wird die Baukosten noch einmal zusätzlich verteuern“, erwartet Ingo Karbe. Zwar gebe es eine staatliche Förderung für die nachhaltigen Heizsysteme, die könne aber den Anstieg der Kosten nur zum Teil abfedern.
So ist es aus Sicht von Haus & Grund Ostprignitz-Ruppin schwierig geworden, beim Neubau von Mietwohnungen in die Zone der Profitabilität zu kommen, zumal die gestiegenen Bankzinsen eine zusätzliche Belastung sind. Schließlich ist es für die Vermieter in der Regel nicht möglich, die Mieten in ähnlicher Weise zu erhöhen, wie die Kosten in jüngster Zeit gestiegen sind. Es gibt gesetzliche Vorgaben zum Mieterschutz, zudem finden sich in kleineren Städten und Gemeinden kaum Mieter, die bereit und willens wären, Quadratmetermieten von mehr als zehn Euro zu bezahlen.
Der Kostenanstieg betrifft nicht nur den Neubau, sondern auch Instandhaltungs- und Modernisierungsinvestitionen in Bestandshäusern. Auch dort haben sich die Baukosten stark erhöht. Ingo Karbe rechnet mit einem Instandhaltungsstau, wenn die Baukosten schneller steigen als die Mieten. „Dann wird die Fassade erst nach 30 statt nach 20 Jahren gemacht und kleinere Reparaturen werden ausgesetzt“, erklärt er. Während des Baubooms der vergangenen Jahre waren Bauherren, Eigentümer und Hausverwaltungen mit ausgelasteten Baubetrieben und einem Mangel an Handwerkern konfrontiert. Den Betrieben der Baubranche ist es immer schwerer gefallen, Personal zu gewinnen. Außerdem gehen inzwischen viele Firmeninhaber in den Ruhestand, ohne einen Nachfolger für ihr Geschäft gefunden zu haben. Dann verschwindet der Betrieb vom Markt.
Ingo Karbe von Haus & Grund Ostprignitz-Ruppin erwartet, dass sich mit nachlassendem Wohnungsneubau die Personalnot bei den kleineren Handwerksaufträgen verbessert. Für Eigentümer und Hausverwaltungen wird es dann wieder einfacher, Reparaturaufträge an den Mann zu bringen. Fraglich sei allerdings, ob das auch für Kleinstaufträge gelte. Für Reparaturen mit einem Kostenumfang von unter hundert Euro setzten sich Handwerker oft nicht in Bewegung. Auch das könne Schwierigkeiten bei der Instandhaltung von Mietobjekten bereiten.
Hauptproblem aber sind schnell wachsende Baukosten und zurückbleibende Mieten. Ingo Karbe erwartet, dass der Staat hier regulierend eingreift, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln und einem Instandhaltungsstau im Bestand vorzubeugen. net