Die Entführung eines Jungen, die Vergewaltigung einer jungen Frau, Bestechungen mit Ferienchecks und Autoanmeldungen, Bilder einer Ausstellung - was hat das alles mit dem Tod eines Offiziers der Staatssicherheit zu tun. Hauptmann Reinhardt war ein Mann, der die Jagd auf Menschen und ihre Geheimnisse beherrschte wie kaum jemand. Sein Vorgesetzter, Oberst Buchmann, kann deshalb viele Motive vermuten, selbst in den Reihen des MfS könnte der Täter stecken. Da ist das Ermitteln mit eigenen Leuten schwierig. Buchmann greift auf den ihm und den Lesern aus früheren Fällen bekannten Oberleutnant der Kriminalpolizei Uwe Friedrich zurück, dem er nahezu jeden Ermittlungsweg öffnet. Friedrich hofft deshalb auf eine schnelle Lösung, sieht sich aber bald wochenlanger Kleinarbeit gegenüber, bis sich die geschickt gesponnenen Fäden zu einem geschlossenen Bild fügen.
Nicht nur Geschichten, sondern auch Geschichte kann man mit Kriminalromanen erzählen. Eine große Verantwortung für den Autor, zumal wenn es sich um die letzten Jahre der DDR handelt. Der Dresdner Schriftsteller Andreas M. Sturm war sich dessen bewusst, als er sich in drei Romanen dem Spannungsfeld zwischen der wachsenden Opposition, der Staatssicherheit und der Volkspolizei Ende der 80er Jahre in der Elbestadt zuwandte. „Tod eines Spitzels“ ist der dritte Band der Reihe und gerade erschienen. Sturm kennt das Feld, auf der er sich bewegt, sehr gut. Das gilt nicht nur für die Stadt, die er liebt und in der er lebt. Auch dieser Roman zeichnet sich durch genaue Kenntnis des Alltags in der DDR und besonders des Milieus von Polizei und Staatssicherheit aus und vermeidet Klischees in der Zeichnung der Personen, wenngleich seine Parteinahme eindeutig ist.
Er ist kein Geschichtsbuch, das belehren will, keine Anatomie der Bezirksverwaltung Dresden der Staatssicherheit, sondern ein Kriminalroman mit spannenden Wendungen und überraschenden Lösungen. Die Handlung ist in Dresden angesiedelt, ortskundige Leser können sich gut orientieren. Es ist ein Buch über eine vergangene Zeit in einem, wie es im Titel des ersten Buches um den Volkspolizisten Friedrich heißt, „verlorenen Land“. rvSturm, Andreas M.: Tod eines Spitzels. edition krimi, Hamburg, 2024.