Die Regisseurin Andreea Geletu richtet das Werk als halbszenische Produktion in geschichtsträchtiger Schlosshofkulisse ein. Die musikalische Leitung übernimmt Bernhard Forck, der Konzertmeister der nach Rheinsberg zurückkehrenden Akademie für Alte Musik Berlin. Die Rollen geben die Preisträger des 33. Internationalen Gesangswettbewerbs der Kammeroper Schloss Rheinsberg: Über 200 Bewerbungen aus aller Welt gab es in diesem Jahr. Die Hauptpartien werden doppelt besetzt: So bekommen noch mehr aufstrebende Opernsängerinnen und -sänger zu Beginn ihrer Karriere die Möglichkeit, sich mit einem starken Auftritt auf professionellem Niveau zu beweisen.
Das Schicksal des legendären Liebespaars Dido und Äneas hat seinen festen Platz in der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte: Die heute beliebteste Opernversion darf Henry Purcell für sich beanspruchen, vermutlich gefolgt von Hector Berlioz mit seinem Monumentalwerk „Les Troyens“. Der Stoff ist starker Tobak und dreht sich um aktuelle Themen: Um die Folgen des Krieges, um Flucht und Vertreibung und um die Gnadenlosigkeit des Schicksals.
Niccolò Piccinnis „Dido“ – eine Tragédie lyrique von 1783, französischer. Originaltitel „Didon“ – spielt im heutigen Repertoire keine Rolle. Zu Unrecht, bringt die kurzweilige Partitur doch gerade intime Momente und die zwischenmenschlichen Konflikte der Figuren musikalisch zum Leuchten, untersucht das Spannungsfeld von privater und politischer Ebene und verleiht den verhandelten Grunddispositionen der Menschheit in ihrer Zeitlosigkeit Ausdruck.
Ludwig XVI. war von der Oper so begeistert, dass sie am Tage der Uraufführung auf Schloss Fontainebleau gleich dreimal hintereinander gespielt werden musste. Rund 250 Aufführungen an der Pariser Oper lassen sich in den darauffolgenden vier Jahrzehnten festhalten, was für die einstige Beliebtheit des Werkes spricht. Mit der Gegenüberstellung von Piccinnis „Dido“ und Glucks „Iphigenie in Aulis“ stellt die Kammeroper Schloss Rheinsberg bei ihrem Festivalsommer eine kunstästhetische Debatte des 18. Jahrhunderts nach: Gluck strebte musikdramatische Reformen an, legte Wert auf Natürlichkeit und Ausdruck – Piccinni hingegen auf Eleganz und Melodie. Das kontrastierende Doppel steht zudem im Zeichen des Festspielmottos „Die Schatten Trojas“: Während die „Iphigenie“ als Vorgeschichte des Trojanischen Krieges den Schatten vorauswirft, so wirft „Dido“ als eine Art Epilog den Schatten zurück. WSVorstellungen: Donnerstag, 25. Juli, 19.30 Uhr, Schlosshof Rheinsberg, Premiere, Besetzung A; Samstag, 27. Juli, 19.30 Uhr, Schlosshof Rheinsberg, Besetzung B; Sonntag, 28. Juli, 19.30 Uhr, Schlosshof Rheinsberg, Besetzung A