Auf den Nordwesten von Brandenburg mit Neustadt, Wittenberge, Brieselang und Nauen kommt mit der Generalsanierung der Bahnstrecke Hamburg – Berlin im nächsten Jahr ein Mammutprojekt zu. Und schon in diesem Jahr gibt es die ersten Einschränkungen für Bahnreisende.
Das geht aus einer Anfrage hervor, die der Bundestagsabgeordnete Christian Görke (Die Linke) an die Bundesregierung richtete. Aus den Antworten des Bundesverkehrsministeriums ist ersichtlich, dass es auf dem Abschnitt zwischen Brieselang und Wittenberge schon ab dem 16. August dieses Jahres Einschränkungen geben wird. Dieser Streckenabschnitt wird ab dann nämlich für vier Monate nur eingleisig befahrbar sein. Damit wird es zu deutlichen Einschränkungen im Takt auf der Strecke kommen. Welche das sind, wurde nicht mitgeteilt.
Görke fordert hier deshalb schnellstmöglich Klarheit, mit welchen Einschränkungen die Pendlerinnen und Pendler schon in diesem Jahr rechnen müssen und wie ein möglicher Ersatzverkehr organisiert wird. „Immerhin geht es ja schon in zwei Monaten los. Wir brauchen nicht nur Ankündigungen, sondern konkrete Pläne“, so Görke.
In der Begründung für die vorzeitigen Sperrungen in diesem Jahr heißt es, dass sie für die Instandhaltung der Infrastruktur erforderlich sind. Betroffen sind in Brandenburg der Abschnitt Brieselang – Wittenberge vom 16. August bis 14. Dezember. Die eingleisige Sperrung betrifft den Bereich zwischen Neustadt und Wittenberge.
Ebenso betroffen ist im gleichen Zeitraum der Abschnitt zwischen Wittenberge und Ludwigslust. Allerdings wird dann zwischen Wittenberge und Karstädt auch nicht mehr eingleisig gefahren. Das gilt ebenso für die Strecke zwischen Wittenberge und Ludwigslust, wo die Vollsperrung nicht im August, sondern etwas später, am 6. Oktober, beginnt.
Noch nicht klar sei laut Görke indes, wie der Ersatzverkehr dafür finanziert wird. Denn nach wie vor sei die Finanzierung sowohl für dieses Jahr als auch bei der Komplettsperrung im nächsten Jahr unklar. Bisher waren die Länder zuständig. Der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat sei jedoch kürzlich zu dem Ergebnis gekommen, dass die Länder 50, der Bund 40 und die Bahn zehn Prozent der Kosten tragen sollen, informiert Görke. Allerdings lasse sich das Verkehrsministerium ein Hintertürchen offen. Denn die Gelder vom Bund würden unter dem Finanzierungsvorbehalt stehen.
„Angesichts des Haushaltschaos im Bund habe ich so meine Zweifel, ob nicht doch die Kommunen und das Land am Ende auf den Kosten sitzen bleiben“, sagt Görke. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) habe in Görkes Augen derzeit alles andere als Spendierhosen an. Das würden die aktuellen Einsparungen im Verkehrsministerium von 20 Prozent bei den Autobahnen deutlich zeigen. „Brandenburg darf sich nicht über den Tisch ziehen lassen und muss auf die 40 Prozent der Ersatzverkehrfinanzierung vom Bund bestehen“, sagt Görke. Und er fügt an: „Es braucht für die tausenden Pendlerinnen und Pendler einen auskömmlich finanzierten Ersatzverkehr, der pünktlich und zuverlässig fährt.“
Nach Angaben der Deutschen Bahn sind mit der Generalsanierung und den daraus resultierenden Sperrungen täglich bis zu 30 000 Reisende im Fern- und Regionalverkehr sowie der Schienengütertransport konfrontiert. Schwer betroffen sind noch in diesem Jahr vor allem Pendler und Reisende aus Wittenberge, Büchen und Ludwigslust, weil diese Bahnhöfe als Zwischenhaltestellen für den Schienenverkehr ersatzlos entfallen.
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) arbeitet gegenwärtig an der Konzeption eines Ersatzverkehrs, wie VBB-Sprecher Joachim Radünz auf MAZ-Anfrage mitteilte. „Der Fahrplan wird veröffentlicht, sobald er kommunizierbar ist. Derzeit können wir keinen Termin nennen“, so Radünz. Mit dem Ersatzverkehr soll gewährleistet werden, dass Pendler und Schüler weiterhin an ihr Ziel kommen, ohne das Auto nehmen zu müssen.
Der VBB plant auch Umleiterzüge, wo sie möglich sind. Dafür konstruiere die DB Infra GO gerade einen Plan im Rahmen der Jahresfahrplanerstellung für 2025. Die betroffenen Landkreise seien an den Planungen und der Suche nach Lösungen für die Pendler und Reisenden beteiligt, heißt es vom VBB. Sandra Bels