Wichtig für die offizielle Kita-Bedarfsplanung 2025 bis 2027, die der Kreistag kürzlich verabschiedete, sind vor allem die Geburtenzahlen. Sie sanken in den vergangenen Jahren deutlich. Wurden 2019 kreisweit noch 724 Kinder geboren, waren es 2023 lediglich 584. Für 2024 liegen bislang keine amtlichen Angaben vor, jedoch zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab.
Auf der anderen Seite stieg die Zahl der Betreuungsplätze in der Vergangenheit stetig an: von kreisweit 7598 im Jahr 2019 auf zuletzt 8266. Offiziell werden im Landkreis derzeit 7204 Kinder betreut.
Es gibt deutlich weniger Geburten im Landkreis und dafür mehr Betreuungsplätze: Zusammen führen diese beiden Trends zwangsläufig zu einer sinkenden Auslastung in den 93 Kindertageseinrichtungen. Von Ort zu Ort kann das allerdings ganz unterschiedlich aussehen.
Ostprignitz-Ruppiner Auslastungs-Spitzenreiter sind derzeit das Amt Lindow mit 91,4 Prozent sowie die Stadt Kyritz mit 90 Prozent. In der Praxis bedeutet das: Die Kitas sind voll, denn einige freie Plätze brauchen die Einrichtungen immer, um auf kurzfristige Zugänge reagieren zu können.
Für Lindow rechnet der Landkreis bis 2027 mit einer deutlichen Entspannung. Er prognostizierte einen Rückgang des Bedarfs von derzeit 286 Betreuungsplätzen auf 248 im Jahr 2027 – bei gleichbleibendem Angebot von 314 Plätzen. Diese Entspannung vermeldet Lindows Amtsdirektor Karsten Rottstädt schon jetzt: „Im vorigen Jahr haben wir personelle Engpässe in den Kitas beheben können.“ Damit lasse sich nun deren Kapazität laut Betriebserlaubnis voll ausschöpfen. „Ja, Wartelisten gibt es. Aber wir müssen keine Eltern hängen lassen.“
In Kyritz soll der Platzbedarf von 599 auf 550 sinken. Doch bei dieser Prognose gehen die Meinungen auseinander. Die Stadt kündigt jetzt an, sich nicht allein auf die Zahlen des Kreises verlassen zu wollen. Kyritz stützt sich seit Jahren auf eigene Berechnungen zur Bevölkerungsentwicklung. Die Stadt versucht beispielsweise, nicht nur die Geburtenzahlen, sondern auch die Entwicklung beim Zuzug von Familien zu berücksichtigen. Außerdem geht die Kommune davon aus, dass für jedes Kind mit Rechtsanspruch grundsätzlich auch ein Betreuungsplatz vorhanden sein sollte. So kommt die Stadt in einer Mitteilung zu einem anderen Ergebnis als der Kreis: „Während der Kitabedarfsplan von einer sinkenden Anzahl der zu betreuenden Kinder und damit ausreichend Betreuungsplätzen ausgeht, prognostiziert das Bevölkerungsmodell in den nächsten Jahren eine leicht steigende Nachfrage an Betreuungsplätzen.“
Engpässe seien trotzdem nicht zu befürchten. „Die Eltern melden sich ja meistens schon, bevor der Betreuungsbedarf akut wird“, sagt Veronika Lausch als zuständige Kyritzer Amtsleiterin. „Wir haben eine kleine Warteliste, aber grundsätzlich können wir allen Eltern helfen.“
Kyritz erneuert gerade die kommunale Kita Kunterbunt und erweitert sie um 40 Plätze. In etwa einem Jahr soll alles fertig sein und die erwartete Schließung der Kita Feldmäuse (24 Plätze) mindestens ausgleichen. Zugleich wird sich damit der Andrang im Hort der Grundschule verringern.
In Neuruppin unterscheidet sich die Situation momentan kaum von der in Kyritz. Die 2903 Plätze in den 28 Kindertageseinrichtungen, sechs Tagespflegestellen und zwei Spielkreisen der Stadt sind zu 89,8 Prozent ausgelastet. Die Zahl der Geburten sinkt laut Landkreis von 242 im Jahr 2019 auf 189 im Jahr 2023.
Damit wird der Platzbedarf in Neuruppin bis 2027 wohl von etwa 2500 auf unter 2200 sinken, das Angebot aber weitgehend konstant bleiben. Zwar soll die Kita Birkengrund (31 Plätze) in absehbarer Zeit schließen, doch dafür plant die Kita Miteinander eine Erweiterung um 25 Plätze.
Relativ entspannt geht es in Wittstock zu: Die 1119 Plätze in den zehn Kitas sind im Schnitt zu 80 Prozent belegt. Zugleich verzeichnet die Stadt einen spürbaren Geburtenrückgang (2019: 94 Geburten, 2023: 73 Geburten). Der Landkreis geht davon aus, dass somit bis 2027 nur noch 758 der 1119 Betreuungsplätze belegt sein werden. Das wären knapp 68 Prozent.
In den anderen OPR-Kommunen zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab. Im Laufe der nächsten drei Jahre wird die Auslastung demnach im Amt Neustadt von 85 auf 69 Prozent sinken. In der Gemeinde Wusterhausen soll die Auslastung von knapp 83 auf 80 Prozent und im Amt Lindow von 91,4 auf 79 Prozent. Im Amt Temnitz sinke die Auslastung von knapp 80 auf 73 Prozent, in der Gemeinde Heiligengrabe von knapp 72 auf 70 Prozent und in der Stadt Rheinsberg von gut 85 auf 79 Prozent. Eine Ausnahme ist die Gemeinde Fehrbellin. Dort rechnet man mit einem Anstieg der Auslastung von gut 86 auf 98 Prozent. Es könnte also richtig eng werden. Grund sind Einschränkungen in der Kita Luchspatzen. Sie soll perspektivisch aber einen Ersatz-Neubau erhalten. Zudem ist eine neue Kita in Protzen geplant. Alexander Beckmann