Der Wochenspiegel veröffentlicht in loser Folge Texte auf Plattdeutsch. Unterstützt werden wir dabei vom Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e.V. sowie vom Plattdeutschen Stammtisch Wittstock. Dafür vielen Dank! Und Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Vergnügen beim Lesen! Ihr Wochenspiegel-Team„De Fohrkoarten“

Et is nu woll all bal’ hunnert Joahr her, da kem dat Grodmuddern, öhr Dochter und den Enkelsöhn in’n Sinn, met den Pollo van Kiritz noa Perl’berg to führn. Mudder güng nu in Kiritz an den Schalter ran un säg: „Ick mücht Foarkoarten för twee Groden un een Kind“. „Wat“, seggt da de Koartenverköper, „de Bengel het jo all lange Büxen an, de mütt vull betoahlen“. „So“, gewwt Mudder to Antwort, „denn nähm ick ne halwe Koart, ick heb jo kott Büxen an. Will’n Se dat sehen, ick schenier mi nich!“.

As Grodmudder dat to Ohrn kricht, lacht se so recht höhnsch un röppt den Iesenboahner to: „Ach, de Fohrkoarten wern no de Büxen beräkent! Dat is jo man to schön, denn kann ick jo ümsüß no Perl’berg führn!“ Wat de Verköper in Kiritz dacht het? „Loat Oma man ook vull betoahln. To Sommertied mag dat jo allens goahn, daför treckt se sick üm Wiehnachten rüm twee Büxen övern Hinnersten. Denn gliekt sick dat werrer ut“.

„Det segg ick nich“

As de Iesenboahn noch wat Nieges wier, kem moal ne Fru ut een Dörp, nich wiet van Neistadt (Doss), wo dat all een’ groden Boahnhoff gaw, an den Foahrkoartenschalter. Se was so’n bäten vör sick un woll dat Ziel van öhre Reis’ nich verroaden. Besöken wollt se öhr Verwandten, de in Wittenberg’ to Huus wiern. As se nu an den Neistädter Schalter stunn’, fröcht öhr de Iesenboahner, wo se denn hen woll. „Dat segg ick nich noah“, antwort’t em de Ollsch. Dunn seggt de Iesenboahner to öhr, sie mücht doch ’n bäten torückgoahn un fardigt de ännern Foahrgäst toierst af. Wie se da nu so steiht un töwt, rollt de Tog in den Boahnhoff in. Nu kricht de Ollsch van d’ Lann’ dat met de Angst to don un seggt to den Beamten: „Ick mücht noh Schwerin führn.“ Glieks kricht se öhr Foahrkoart un stiggt in een Abteil in. As sick de Tog noh een paar Minuten in Bewägung sett’t, söcht sick de niege Foahrgast een Platz näben de ännern Metreisenden. Un to de säg se: „Alldewiel mi de Iesenboahner so niedschierig froagt het, wo ick den henwull, heb ick em seggt, dat ick miene Kinner in Schwerin besöken will. Öwer den hew ick een schön’n Bärn upbunn, ick will in Woahrheet blots noah Wittenberg’ führn!“ Noch ne lange Tied noah de Reis’ het se sick öhrn Kopp daöver terbroaken, worüm de Metreisenden so Iudhals över öhr lacht hem.

Heinz Müller