Zu schön für die Welt?

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Die Klugen, die Reichen, die Schönen - bestaunt, bewundert, beneidet. Vor allem beneidet. Eine starke Emotion. Möchte man sein wie diese Privilegierten, oder sollen sie werden wie alle anderen. Die Menschen sind nicht gleich. Muss das geändert werden? Und wie?

Rainer Zitelmann greift diese Frage auf und wer sich in „2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird“ vertieft, merkt schnell, dass die Antwort darauf nicht so einfach ist. Der Autor ist selbst ein kluger, wohlhabender und schöner Mann, seit 48 Jahren betreibt der zweifach promovierte Bestsellerautor Bodybuilding. Er stellt die herausragende Schönheit einiger Menschen, insbesondere der ebenso hübschen wie klugen Alexa ins Zentrum des in den USA angesiedelten Romans. Ist sie eine der „Privilegierten Schönheiten“, die nur wegen ihres Aussehens und ihrer Attraktivität Karriere machen, während fähigere Frauen im Hintergrund bleiben müssen? Immer mehr Menschen halten solche Vorwürfe im Jahr 2075 für berechtigt, Fake News befeuern die öffentliche Meinung. Eine Bewegung für optische Gleichheit breitet sich aus und wird von politischen Parteien vereinnahmt.

Der Roman hat spannende kriminalistische, auch satirische Züge, aber einen realen Hintergrund. Denn extreme Ansichten und Handlungen entwickeln sich aus wissenschaftlich begründeten und nachvollziehbaren Überlegungen. Zitelmann, der sich viele Jahre der Totalitarismus-Forschung gewidmet hat, weiß, dass Diktaturen immer aus demokratischen Verhältnissen entstanden sind. Schon dadurch ist dieses Buch aktuell und brisant. Gleichheit und Gerechtigkeit, Gleichschaltung oder Gleichstellung sind keine neuen Themen. Hier führen Vorschriften, wie man sich kleiden, wie sprechen und denken soll, in den Händen einer an die Macht gekommenen elitären Bewegung zu einer Schönheitsnorm, die mit allen Mittel, kosmetischen Operationen, Steuerauflagen oder Zwangssterilisationen durchgesetzt wird. Immerhin ist Zitelmann optimistisch, seine Heldin wehrt sich, er gibt der Vernunft eine Chance.

Dass der Autor die Handlung in das Jahr 2075 legt, hat einen zusätzlichen Reiz. Er lebt seine technischen und gesellschaftspolitischen Vorstellungen aus, den Wochenendausflug zum Mond ebenso wie die Islamische Republik Frankreich. Jedoch die Menschen darin sind sehr heutig und provozieren die Diskussion. rv

Zitelmann, R.: 2075. Wenn Schönheit zum Verbrechen wird, Langen Müller Verlag 2025.

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