Grippezeit ist Pneumokokkenzeit
Wie Menschen über 60 oder mit geschwächterImmunabwehr jetzt ihre Gesundheit schützen können

Die Grippewelle steht vor der Tür: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um sich impfen zu lassen.Foto: Adobe Stock/Satjawat
Ostprignitz-Ruppin / Prignitz. Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken – und mit dem Herbst beginnt, was landläufig Grippesaison genannt wird. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts startet sie jedes Jahr zuverlässig in der 40. Kalenderwoche, also Anfang Oktober.

Allerdings haben nicht nur Grippe-Viren im Herbst und Winter Hochsaison. Zeitgleich häufen sich andere Atemwegserkrankungen, vor allem Pneumokokken-Infektionen. Sie sind häufigster Auslöser für eine Lungenentzündung bei Erwachsenen, können aber auch andere schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung oder Blutvergiftung hervorrufen. Und wer an einer Grippe erkrankt, hat ein besonders hohes Risiko.

Eine Impfung kann vor den Folgen einer Infektion schützen, doch nur ein Bruchteil der Menschen, für die eine Impfempfehlung gilt, nimmt diese Möglichkeit bisher wahr.

Bei Atemwegserkrankungen denken die meisten Menschen an eine Infektion mit Viren. Pneumokokken hingegen sind Bakterien, die beim Sprechen, Husten oder Niesen übertragen werden können. Oft sind Menschen Überträger, die selbst keine Symptome zeigen. So können Enkel ihre Großeltern anstecken, die dann erkranken. Die Folgen einer Infektion können erheblich sein. Die Häufigkeit der Erkrankungen gibt Anlass zur Sorge: Seit 2023 wird ein deutlicher saisonaler Anstieg der schwerwiegenden Pneumokokken-Erkrankungen verzeichnet.

Ein grundsätzlich erhöhtes Risiko haben Menschen über 60. Denn mit zunehmendem Alter wird die Immunabwehr schwächer. Dieser Prozess geht zudem mit schwereren Krankheitsverläufen einher und betrifft auch ansonsten gesunde und körperlich fitte Personen. Unabhängig vom Alter gilt ein erhöhtes Pneumokokken-Risiko auch für Menschen mit Erkrankungen, die das Immunsystem schwächen, wie Diabetes mellitus, Asthma bronchiale oder Herzkreislauf-Erkrankungen. Hinzu kommt, dass in der kalten Jahreszeit viele Menschen bereits unter einer virusbedingten Infektion der Atemwege leiden. Dann haben Pneumokokken leichtes Spiel.

Eine solche Co-Infektion kann den Zustand der Betroffenen erheblich verschlechtern und sogar zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Daten des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass Patienten, die aufgrund einer Grippe im Krankenhaus verstarben, zum Großteil gleichzeitig eine Pneumokokken-Erkrankung aufwiesen.

Lungenentzündung, Meningitis, Sepsis – die Risiken einer Pneumokokken-Infektion verdeutlichen, wie wichtig der Schutz durch eine Schutzimpfung ist. Doch die Impfquoten zeigen laut Robert-Koch-Institut ein anderes Bildt: Gegen Pneumokokken sind nur ein Fünftel der Über-60-Jährigen (20 Prozent) und der Erwachsenen mit Grunderkrankung (23 Prozent) geimpft, weil oft nur an die Grippe-Impfung gedacht wird. Um rechtzeitig vor Beginn der Erkältungs-Saison geschützt zu sein, bietet sich eine Impfung gegen Influenza und Pneumokokken an, denn die Impfungen können gleichzeitig verabreicht werden. WS
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