Mit diesem Konzept ist das Unternehmen auch international erfolgreich. Die Exportquote liegt bei über 50 Prozent. Schreibgeräte aus Bad Wilsnack gehen nach Frankreich, Spanien, in die Türkei und vor allem auch nach Asien. Gerade der indische Markt sei stark, erklärt Mathias Weiß. Dort seien edle Kugelschreiber ein Statussymbol. Bis zu 1500 Euro kosten die Prestigeobjekte aus der Prignitz. Die Manufaktur vertreibt ihre Produkte unter dem Namen Cleo Skribent. Das ist eine zweifache Hommage an die Anfangsjahre des Betriebes.
Er ging kurz nach dem 2. Weltkrieg – noch 1945 – an den Start. Material war kaum vorhanden. Es entstanden zunächst hölzerne Griffel. Laut Firmenchronik soll angesichts dieses Mangels die Frau des Firmengründers Herbert Wurach – ein Berliner Feinmechaniker – ausgerufen haben, dass man wie die alten Ägypter produziere. Daher stammt der Name Cleo, in Anlehnung an die ägyptische Königin Cleopatra.
Später sollte die Produktion in Bad Wilsnack berühmt werden für ihre Tuschezeichengeräte namens Skribent. Doch die Zeiten dieses Klassikers sind längst vorbei. Der Name allerdings ist geblieben. Cleo Skribent lebt von der Tradition und von der Verbundenheit zur Prignitz. Circa 50 Beschäftigte hat die Manufaktur. Darunter sind auch Quereinsteiger, die für die Montage in der Manufaktur extra angelernt werden. Die Fluktuation ist gering. Die Beschäftigten kommen aus der Region. Inzwischen arbeiten hier schon die Kinder ehemaliger Mitarbeiter.
Das Geschäftsführer-Duo Weber und Weiß, das die Firma vom Vater Wolfgang Weiß übernommen hat, will die Betriebsgröße konstant halten. „Anders als große Dax-Konzerne sind wir nicht an massivem Wachstum interessiert“, betont Mathias Weiß. „Das ist nicht unser Ziel, sondern Stabilität.“ Dafür bieten die Prignitzer ihre Fertigkeiten auch als Zulieferer für große Hersteller von Schreibgeräten an.
So gehen in den Produktionsräumen gerade Hunderte und Aberhunderte Kunststoffhüllen für Füllfederhalter durch prüfende Hände. Jedes einzelne Teil, das aus dem Kunststoffspritzguss kommt und mit einem vergoldeten Ring versehen ist, wird gecheckt und poliert. Diese Qualitätsarbeit wissen die Kunden der Prignitzer Firma zu schätzen.
Außerdem bieten die Bad Wilsnacker ihre Erfahrung im Werkzeugbau als Dienstleistung an. Ihre Expertise lässt sich leicht an ein paar Zahlen ablesen. Cleo Skribent hat derzeit acht Produktlinien auf dem Markt, zu denen neben Füllfederhaltern auch Kugelschreiber, Tintenroller und Drehbleistifte gehören. Ein einzelnes Produkt made in Bad Wilsnack besteht aus bis zu 26 Einzelteilen. Für jedes Stück ist ein eigenes Werkzeug zur Herstellung nötig. Von diesem Know-how profitieren mittlerweile auch Firmen aus Süddeutschland und Italien.
Für die eigenen Erzeugnisse entwickelt die Manufaktur immer wieder etwas Neues: neues Material, andere Farben, verändertes Design. Das ist Teamarbeit, wie Mathias Weiß betont. Irgendjemand hat eine Idee, die überprüft und gegebenenfalls weiterentwickelt wird. Zu Coronazeiten zum Beispiel, als Türklinken wegen der Virengefahr gern mal mit dem Ellbogen runtergedrückt wurden, ließ ein Kollege den Satz fallen: Früher waren Türklinken aus Messing, das eine antibakterielle Wirkung hat. Eine Eigenschaft, die auch Kupfer zugeschrieben wird. Und schon war die Idee für ein neues Produkt geboren: Drehkugelschreiber aus Messing mit Kupferbeschichtung. Auf Hochglanz poliert, ist das ein Hingucker. Die Nachfrage war groß. Jetzt klingt sie etwas ab. So mancher Kunde allerdings hat schon den Wunsch nach einem Füllfederhalter in Kupferoptik geäußert. soDie Cleo Schreibgeräte GmbH stellt auch Teile aus Kunststoff her. Um das Ausgangsmaterial für den Kunststoffspritzguss zu verflüssigen, sind Temperaturen von bis zu 260 Grad Celsius nötig. Ein enormer Energieaufwand, dessen Kosten das Unternehmen erheblich belasten.Zur Kostenreduzierung wurden letztes Jahr auf zwei Dächern der Produktionshallen Solarmodule für eine Photovoltaikanlage installiert. Ursprünglich war dafür ein späterer Zeitpunkt vorgesehen. Die Investition wurde wegen der stark gestiegenen Energiepreise vorgezogen.Ziel ist es, mit dieser Anlage etwa 30 bis 40 Prozent der Energiekosten des Unternehmens abzudecken.