Wieder aufgetaucht sind im Museumsbestand auch Funde, die am Teufelsberg bei Wolfshagen vor Jahrzehnten gemacht worden waren – mit 90 Jahren Verspätung können sie nun untersucht werden. Ansonsten zog Gordon Thalmann, Sachbereichsleiter Denkmalschutz in der Prignitzer Kreisverwaltung, bei seiner Begrüßung sehr zufrieden Bilanz: „Ich blicke mit großer Freude zurück auf das archäologische Jahr 2023“, sagte er und betonte, wie wichtig der Anteil der ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger daran ist. Bei der Tagung anwesend waren aus ihrem Kreise Matthias Dasse, André Reichel, Daniel Schlag, Sebastian Lossin, Jörg Lehmann, Jörg Moska, Jörg Hildebrandt und Michael Meyer. Für ihren Einsatz bedankte sich Thalmann.
Nicht teilnehmen konnten aus terminlichen oder gesundheitlichen Gründen die ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Kerstin Beck, Christian Etzel, Andreas Nürnberg, Edgar Wormstädt und Christine Neumann. „Ihnen gilt in gleicher Weise unser Dank!“, betonte Gordon Thalmann. Kreisarchäologe Torsten Geue gab danach einen Überblick über die vielen archäologischen Grabungen im Jahr 2023: von der alten Quitzowburg bei Kletzke über die Kuhburg bis hin zu den Grundrissen eines großen Versammlungsraums aus der Bronzezeit nahe dem Königsgrab von Seddin – letzterer fand bundesweit und auch im Ausland Resonanz bei den Medien. Der Grundriss fand sich auf einer Fläche, die der Bodendenkmalpfleger André Reichel als möglichen Fundort identifiziert hatte.
Erstaunliche Erkenntnisse erbrachte auch die Sommergrabung junger Archäologen am Stift Marienfließ – dort wurden zum Beispiel Reste der alten Klosteranlage ausgegraben, die sich an die Klosterkirche angeschlossen hatte, sowie Gräber aus der Gründungszeit des Klosters. Ein Dank ging dabei auch an das Perleberger Museum, das die Veranstaltung mitorganisiert hatte. In diesem Jahr haben die jungen Archäologen das Renaissanceschloss in Kletzke ins Visier genommen, von dem noch ein paar Ruinen stehen. Torsten Geue informierte auch über Erkenntnisse, die bei der archäologischen Begleitung vieler Bauprojekte in der Prignitz gewonnen wurden, vom Großen Markt 10 in Perleberg (wo der Grundriss eines alten Steinwerks und ein französisches Weinfass gefunden wurden) über die Havelberger Straße in Pritzwalk (Reste und der komplett erhaltene Grundriss des Buchholzer Stadttores) bis hin zum Baugruppenvorhaben an der Burgstraße in der Wittenberger Altstadt.
Zu letzterem gab Archäologin Ines Beilke-Voigt ausführliche Informationen. Insbesondere über die Gründungsphase der Stadt Wittenberge wurden hier neue Erkenntnisse gewonnen, etwa über die Bedeutung des Gerberhandwerks und damit auch des Schuhmacherhandwerks in jener Zeit, über die ziemlich gut erhaltenes Schuhwerk aus dem frühen 14. Jahrhundert Auskunft gibt. WS