Peter Radziwill begrüßt als Vorsitzender des Fördervereins Judenhof Perleberg Dietmar Woidke und betont gleich zu Beginn der offenen Gesprächsrunde: „Ich erlebe in allem, was ich mache, viel Wertschätzung und Unterstützung.“ Auf der Einladungsliste stehen diesmal gleich drei ehrenamtliche Bürgermeisterinnen aus dem Landkreis Prignitz. Astrid Eckert (Halenbeck-Rohlsdorf), Susanne Scherfke-Weber (Berge) und Nadine Mewes (Lenzerwische) repräsentieren unterschiedliche Orte und Regionen im Landkreis. Alle drei möchten nach der nächsten Wahl ihre Arbeit fortführen. Sie versichern bei dem Treffen, sie würden für ihre Arbeit brennen, hielten aber auch mit ihren Problemen, etwa der ausufernden Bürokratie, nicht hinter dem Berg. Astrid Eckert ist seit 2014 ehrenamtliche Bürgermeisterin, außerdem Vorsitzende des örtlichen Sport- und Kulturvereins. Nadine Mewes ist seit fünf Jahren Gemeindeoberhaupt in Lenzerwische. „Ich lebe dieses Amt mit Haut und Haaren“, sagt sie.
Auch Susanne Scherfke-Weber hat die erste Wahlperiode im Amt hinter sich und zeigt sich stolz darauf, was in ihrer kleinen Gemeinde alles möglich ist. Kathrin Maaß ist ebenfalls seit Jahrzehnten in ihrem Ortsbeirat engagiert und seit 1997 Vorsitzende des Kulturvereins in ihrem Heimatort Pröttlin (Gemeinde Karstädt). Ihr Ort steht vor der 750-Jahr-Feier. Kathrin Maaß berichtet von der Schwierigkeit, junge Leute für das Engagement im Dorf zu gewinnen.
Martina Richter engagiert sich seit 20 Jahren in der Kirchengemeinde in Bad Wilsnack. Dieses Engagement ist geprägt vom Riesenprojekt Wunderblutkirche, dem man sich in der Kirchengemeinde seit Jahren intensiv widmet. Auch sie berichtet von ausufernder Bürokratie und den komplizierten Modalitäten zur Abrechnung von Fördermitteln. Andrea van Bezouwen ist ebenfalls in ihrer Kirchengemeinde engagiert, etwa als Chorleiterin. Auch ist sie gerade dabei, einen Dorfverein zu gründen. Eingeladen wurde sie aber, weil sie als Privatperson und ohne Bindung an Parteien oder Institutionen die erste Pro-Demokratie-Demo in Perleberg auf die Beine gestellt hat. Ihr Motto war in diesem Fall: Einfach machen – schließlich stehe gerade viel auf dem Spiel. „Daraus ist eine Reihe von Aktivitäten erwachsen, das finde ich ganz wunderbar“, sagt sie.
Patrizia Lange ist, obwohl selbst noch recht jung, bereits seit 20 Jahren Übungsleiterin in Leichtathletik beim SSV Einheit Perleberg. Sie beschreibt, wie schwierig es ist, derzeit neue Sponsoren zu finden. Das Problem: „Man bekommt weniger Sponsorengeld und hat gleichzeitig höhere Kosten.“ Sie äußert noch einen anderen Wunsch: Dass es den engagierten Ehrenamtlern bei allen Formalia ein wenig leichter gemacht wird.
Neu im Amt als Kreisbrandmeister ist Christian Reisinger. Ehrenamtlich engagiert ist er in der Prignitz allerdings schon seit mehr als zwei Jahrzehnten, zunächst zwölf Jahre lang als Kommunalpolitiker und seit 2011 bei der Feuerwehr. „Der Zusammenhalt bei der Feuerwehr hat mich von Anfang an sehr fasziniert“, sagt er. Reisinger würde sich wünschen, dass bei der Förderpolitik mehr zwischen städtischen und ländlichen Strukturen unterschieden wird – auch in Sachen Feuerwehr.
Die Feuerwehr war noch einmal vertreten: Der Perleberger Stadtbrandmeister Maik Müller hat gerade viel auf dem Tisch, weil die Feuerwache in Perleberg neu gebaut werden muss – ein Mammutvorhaben, gerade wenn man es im Ehrenamt auf die Beine stellen muss. Am Ende der etwa zweistündigen Runde sind die Teilnehmer beeindruckt davon, mit welcher Energie alle sich ihrem jeweiligen Thema widmen. Sie freuen sich über die Wertschätzung, die mit dieser Runde verbunden ist. „Ehrenamtler sind das Rückgrat der Gesellschaft. Solche Runden sind mir wichtig, um zu erfahren, wo ihnen der Schuh drückt“, so Dietmar Woidke. dre