„Was wir wissen, ist, dass Hühner in freier Natur sich beispielsweise einen Ast oder Zweig suchen, um zu schlafen“, sagt der Fachmann für Ökologische Tierhaltung Gerriet Trei. Holz wird daher in Hühnerställen vor allem zum Bau von Sitzstangen eingesetzt. Der überwiegende Teil der Haltungseinrichtungen besteht aber hingegen mittlerweile aus Kunststoff und Metall. „Oft heißt es, dass Holz schlechter zu reinigen ist, schneller verschleißt und daher öfter ausgetauscht werden muss“, erläutert die Holzingenieurin Anja Kampe, die für das Teilvorhaben Materialanalyse im Projekt zuständig ist. Zudem seien Kunststoffe und Metalle mittlerweile günstiger in Fertigung und Einkauf.
Bereits seit rund einem Jahr testen die rund 70 Versuchshühner ihre auf zwei Kofferhängern untergebrachten Stallboxen auf einem Hühnerhof in Trampe (Barnim). Holz soll eigentlich insgesamt das dominierende Material der Zukunft sein und als nachwachsender biobasierter Rohstoff Erdöl-Produkte wie Kunststoff ersetzen. „Daher sollen verschiedene native Holzarten und Holz-Modifikationen miteinander auf ihre Beständigkeit geprüft werden“, so Kampe.
Ein Teilaspekt dabei ist auch, ob eine Holzart eventuell gegen Parasiten zum Beispiel der Roten Vogelmilbe hilft, ähnlich wie Zedernholz gegen Motten. Wenn beispielsweise viele der Hühner in Trampe zuweilen die kunststoff- oder metalldominierten Boxen wählen, könne es auch sein, dass sie die Holzställe der möglichen Milben halber meiden und den Wohlfühlaspekt hintanstellen, meint Trei. So untersucht das Forschungsteam unterschiedliche Holzarten, Materialkombinationen, neue Konstruktionen und auch ökologische Beschichtungen.
„Bei den Beschichtungen wollen wir etwa schauen, ob sich beispielsweise die Reinigungsmöglichkeit von Holz verbessern lässt“, ergänzt Anja Kampe. Große Teile des Materials überleben etwa Hochdruckreinigungen nicht lange. Auch inwieweit sich durch den Einsatz von Holz langfristig Kosten für den Stallbau reduzieren lassen, soll untersucht werden. Zudem spielt die Haltbarkeit eine große Rolle. Nicht zuletzt erhofft sich das Team einen Beitrag für das Klima, wenn wieder mehr Stalleinrichtungen aus Holz gebaut werden.
In Sachen Überwachung des Wohlbefindens der Hühner kommen auch Kameras in den Ausläufen zum Einsatz. Die werden sie wohl noch bis zur Ausstallung erdulden müssen. Das von der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe und dem Bundesernährungsministerium geförderte Projekt, das eigentlich nach drei Jahren Laufzeit bereits im vergangenen Spätsommer auslaufen sollte, ist unter anderem vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie bis zum Ende des Sommers diesen Jahres verlängert worden. Bis dahin wird noch der Abschlussbericht erstellt. gd