Bürgermeister Axel Schmidt gehörte bei der Familienfeier in Groß Buchholz zu den zahlreichen Gratulanten. Für das Stadtoberhaupt ist Christa Spreemann die erste 100-Jährige, der er zu diesem Jubiläum gratuliert. Sie dürfte somit die älteste Einwohnerin der Rolandstadt sein, so der Bürgermeister. Die Jubilarin erzählt an diesem Tage selbst ihre Lebensgeschichte. Und so erfahren die Gäste, dass Christa Spreemann 1930 mit sechs Jahren in Stolp eingeschult wurde. Doch bereits kurze Zeit später führte es die Familie nach Großbeeren bei Berlin. „Es war damals schwer Arbeit zu bekommen“, erzählt die 100-Jährige. „Es gab keine Arbeit in Pommern.“
Durch den Cousin ihrer Mutter – dieser war „Zwölfender“ (ein Soldat mit einer Dienstzeit von mindestens zwölf Jahren) und Kreisstraßenbaumeister – bekam ihr Vater Arbeit. Der Schulwechsel brachte für die kleine Christa Ansehen bei den Lehrern mit sich. „Ich kam aus Stolp, sprach Hochdeutsch“, erzählt sie, „und so hatte ich bei Lehrern einen Stein im Brett.“
Nach der Schule ging Christa Spreemann zunächst in den Haushalt eines Ingenieurs und einer Lehrerin. Dann begann sie Stenografie und Schreibmaschine an der Handelsschule zu lernen. Doch weil diese einem Juden gehörte, wurde sie geschlossen. „Ich kam eines Tages her und die Schule war zu. Und ich bin so gerne dahingegangen“, erfährt der Bürgermeister von ihr. Ihr Vater arbeitete inzwischen als Chauffeur bei einer Tochterfirma von Bosch bei Kleinmachnow. Sie selbst begann im Büro als Fernschreibsekretärin. Noch während des Krieges, im Jahr 1942, lernte sie ihren späteren Mann Hans kennen, der in Stahnsdorf in der Genesungskompanie war. Mit Fieber war er aus Afrika zurückgekehrt. Kennengelernt haben sie die beiden bei einer Dampferfahrt. Christa Spreemann verhehlt nicht, dass auch ihre Freundin damals ein Auge auf den jungen Mann geworfen hatte. „Aber nicht mit mir!“, sagt Christa Spreemann. Hans und sie wurden ein Paar. Doch erst am 3. Januar 1948 wurde geheiratet, denn Hans Spreemann musste nach der Genesung an die Front und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Gelebt haben beide später in West-Berlin.
Christa Spreemann hat während ihres Erwerbslebens immer im Büro gearbeitet. Vor 25 Jahren ist ihr Mann verstorben. Zuletzt hat sie im betreuten Wohnen in Berlin gelebt. Dann musste sie ins Krankenhaus. Letztlich kam sie in das Seniorenpflegzentrum des Kreiskrankenhauses Prignitz in der Ackerstraße. In Perleberg lebt ihr Cousin Reinhard Polzin, der seit 1979 regelmäßig die Pfingsttreffen der Familie organisiert. Seit dieser Zeit hat Christa Spreemann enge Kontakte nach Groß Buchholz. Inzwischen geht es ihr gesundheitlich wieder besser: Sie geht spazieren und nimmt an Veranstaltungen in Groß Buchholz teil.
Ihr Geburtstag begann im Seniorenzentrum mit einem Sektfrühstück, das liebevoll vorbereitet wurde, sagt Reinhard Polzin. Dann ging es zur Familie zum Feiern nach Groß Buchholz, wohin auch Bürgermeister Axel Schmidt gekommen ist. Auch der eine oder andere Groß Buchholzer lässt es sich nicht nehmen, der „Tante Christa“ zu ihrem 100. Geburtstag zu gratulieren. dre