Im Oktober 2023 übernahm die junge Frau das Möbelgeschäft Möbel Wenk in Glöwen von ihren Eltern. Erst im Jahr 2017 wurde das Geschäft von ihrem Vater auf die Mutter übertragen. Im Mai 2020 sollte der 30. Geburtstag des Möbelhauses groß gefeiert werden. Doch die Corona-Pandemie machte ihnen, wie vielen anderen Veranstaltungen, einen Strich durch die Rechnung. „Eigentlich sollte ich es schon zum 30. Geburtstag des Möbelhauses übernehmen. Ich habe mich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit dazu gefühlt”, sagt Franziska Wenk. Viele Entscheidungen traf sie allerdings schon vorher mit. Dazu, im Möbelgeschäft zu arbeiten, kam sie allerdings erst durch Umwege.
„Wenn man mich als Kind im Alter von sieben oder acht Jahren fragte, was ich später machen möchte, habe ich gesagt; ich verkaufe Möbel. Als Teenager habe ich es dann schon etwas anders gesehen”, berichtet sie. Nach dem Abitur zog es sie in die Welt hinaus. Von 2006 bis 2012 studierte sie Amerikanistik in Leipzig. Nach erfolgreichen Abschlüssen wurden ihr die Titel Bachelor of Arts (BA) und Master of Arts (MA) verliehen.
„Dann ging ich nach Osnabrück und arbeitete dort in der Werbebranche.” Zu ihren Aufgaben gehörten Marketingelemente wie Social Media sowie Planung und Umsetzung von Online-Maßnahmen und Kampagnen.
„Da hatte ich allerdings kein Glück mit den Arbeitgebern”, bedauert sie. Im ersten Unternehmen wurde sie als Teamleiterin eingesetzt. Kurz vor dem Ende der Probezeit musste sie zu ihrem Bedauern wieder gehen. Im zweiten Unternehmen klemmte das Arbeitsklima an bestimmten Stellen, so dass sie sich entschloss, bevor ihre Gesundheit darunter leidet, zu kündigen. Am 1. April 2014 zog sie wieder bei ihren Eltern in Glöwen ein.
„Zurück in der Prignitz angekommen, wollte ich erstmal Geld verdienen und dann später vielleicht wieder im Marketing-Bereich weitermachen. So habe ich angefangen, im Möbelgeschäft meiner Eltern zu arbeiten.” In dieser Zeit bewarb sie sich bei einigen Unternehmen leider erfolglos. „Ich habe gelernt, dass mein Lebenslauf nicht stimmte. Wenn man mal in der Teamleitung gearbeitet hat und sich in einem anderen Unternehmen weiter unten eingliedern möchte, fällt man beim Scannen bestimmter Keywords automatisch durch. Ich wurde nicht mal zu Bewerbungsgesprächen eingeladen”, bedauert sie.
Dann lernt sie, wie viel Spaß ihr der Möbelverkauf bereitet und wie gut man in der Prignitz leben kann. „Nach einem Jahr wollte ich nicht mehr weg.”
Sie überlegte, die Möbelfachschule in Köln zu besuchen. „Das hätte aber nicht funktioniert. Ich war schon zu sehr unabhängig. Ich bin ein sehr kreativer Mensch. Das kann ich beim Planen der Möbel ausleben.” 2016 zog sie nach Havelberg. „Die Ruhe der Natur ist schön. Ich wohne direkt an der Havel”, schwärmt die 37-Jährige. In der Freizeit geht sie zum Fitness und fährt im Sommer zur Entspannung Stand-up-Paddling auf der Havel.
„Es war ein sehr entspannter Generationswechsel bei uns”, blickt die junge Frau zurück. Peu à peu übernahm sie im Laufe der Zeit mehr Verantwortung. „Mein Vater ist seit zwei Jahren komplett raus. Vor zwei Jahren wurde die Küchenausstellung vollständig renoviert. Die Küche war immer sein Bereich. Da habe ich mich rausgehalten.”
Kurz bevor ihr Vater zu einer OP ins Krankenhaus musste, wurde in der Küchenausstellung alles rausgerissen. Als er wieder kam, war die neue Ausstellung fertig. Schon als sie und ihre Mutter ihn im Krankenhaus besuchten sagte er: „Ihr kommt gut ohne mich klar, ich fange nicht wieder an.” So übernahm sie auch die Küchenabteilung. „Papa ist jetzt fast 69. Er kommt manchmal gucken und freut sich. Ab und zu setzt er sich in die Küchenabteilung trinkt zufrieden eine Tasse Kaffee und dann geht er wieder.” Mutter Angela unterstützt noch in Teilzeit im Möbelgeschäft.
Gerade noch zu DDR-Zeiten, am 30. April 1990, eröffneten Angela und Wolfgang Wenk erstmals die Türen ihres Möbelhauses, dass sich damals in einer Holzbaracke befand. Bald musste die Verkaufsfläche vergrößert werden. Um- und ausgebaut wurde stets im laufenden Verkaufsbetrieb. Seit der Neueröffnung im Jahr 1996 werden die Möbel auf einer Fläche von rund 2000 Quadratmetern präsentiert.
„Wir sind ein Vollsortimentshaus. Bei uns findet man alles für ein gemütliches und schönes Zuhause: Küchen, Wohn- und Polstermöbel, Schlafzimmer, Dekoartikel. Von klassisch bis modern ist für jeden Geschmack etwas dabei. Nur Badmöbel fehlen. Wir überlegen jedoch gerade, ob wir sie wieder mit in unser Sortiment aufnehmen.”
„Wir haben viele Stammkunden aus der Region, aber auch von weiter weg wie Zerbst oder Magdeburg. Wenn die zur Ostsee fahren, halten sie hier an und nehmen etwas mit. Kunden können bei uns alles auf Rechnung kaufen. Daran möchte ich auch festhalten.”
„Wir bieten einen Vollservice. Im Verkaufspreis sind auch Lieferung und Montage schon enthalten. Nur bei weiteren Strecken nach Berlin oder Hamburg berechnen wir die Anfahrt. Wichtig ist uns eine klare Linie. Wir haben drei eigene Monteure, die schon viele Jahre miteinander arbeiten. Die zwei Verkäufer kümmern sich auch um die Büroarbeiten. Eine Mitarbeiterin übernimmt Reinigungs- und Dekorationsarbeiten. Seit 31 Jahren ist sie die gute Seele im Haus.” Jens Wegner