Ralph Bührig, der Hauptgeschäftsführer des Handwerkskammertages Land Brandenburg, sieht in dem neuen Studienangebot für das Berufsschullehramt an der Universität Potsdam einen wichtigen Schritt zur Stärkung der beruflichen Bildung in Brandenburg. „Angesichts des altersbedingten Ausscheidens vieler Lehrkräfte in den kommenden Jahren droht ein eklatanter Lehrermangel an vielen Berufsschulen“, so Bührig. Deshalb sei es wichtig, dass das Land Brandenburg die universitäre Ausbildung von Berufsschullehrkräften starte. Bührig zufolge steigen die Anforderungen in der Berufsausbildung auch durch stetigen Wandel, technischen Fortschritt und zunehmende Digitalisierung. „Gut ausgebildete Berufsschullehrkräfte sind daher von entscheidender Bedeutung für die Sicherung der Unterrichtsqualität und damit für die Sicherung der Fachkräftebasis in der brandenburgischen Wirtschaft. Das Handwerk ist bereit, die Lehrkräftebildung durch Vermittlung praktischer Inhalte zu unterstützen“, so der Hauptgeschäftsführer des Handwerkskammertages Land Brandenburg. „Jetzt hoffen wir, dass sich viele Interessierte für den neuen Studiengang entscheiden.“
Zum Wintersemester 2024/25 hält die Universität Potsdam im neuen Studienangebot für das Berufsschullehramt 60 Master-Studienplätzen bereit. Studiert wird entweder das berufliche Fach Wirtschaft und Verwaltung oder das berufliche Fach Technikdidaktik mit zwölf möglichen beruflichen Fachrichtungen. Als allgemeinbildendes Zweitfach kann Mathematik oder Informatik gewählt werden. Weitere Fächer sind in Planung. „Die Universität Potsdam freut sich, mit dem innovativen Programm kreative Formate für das Berufsschullehramt anzubieten“ erklärt Britta van Kempen, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Europa an der Universität Potsdam. „Gemeinsam möchten wir mit den neuen Studierenden weitere Wege ins Lehramt gehen.“
Das Studienangebot setzt auf einen fachlich einschlägigen Bachelorabschluss auf und ist daher offen für eine große Breite an Bachelorabsolventen. Bewerben können sich aber auch Hochschulabsolventen mit einem Master-, Diplom- oder Magisterabschluss. Die Studierenden schließen ihr Studium – wie alle Lehramtsstudierenden in Brandenburg – mit dem Master of Education ab und unterrichten dann berufliche Fächer der Sekundarstufe II. Gemeinsam mit der Universität Potsdam sollen Möglichkeiten geprüft werden, wie dieses Modell künftig auch für die Lehrkräftebildung in den allgemeinbildenden Fächern umgesetzt werden kann.
„Wer das Masterstudium für das Berufsschullehramt aufnehmen will, muss vorher kein lehramtsbezogenes Bachelorstudium abgeschlossen haben“, erläutert Brandenburgs Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD). Es genüge ein fachwissenschaftlicher Bachelorabschluss, etwa in den Ingenieurswissenschaften, im Maschinenbau, in der Elektrotechnik oder in den Wirtschaftswissenschaften. Lehramtsspezifische Inhalte wie Fachdidaktik und Bildungswissenschaften würden dann komprimiert in den vier Semestern des Masterstudiums absolviert.
Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) sagt: „Der Start dieser innovativen Berufsschullehrausbildung an der Universität Potsdam stärkt die berufliche Bildung im Land.“ Und Ina Hänsel, Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern des Landes Brandenburg und Präsidentin der IHK Potsdam, betont, dass Fachkräfte in der regionalen Wirtschaft dringend gebraucht werden. Deshalb sei es wichtig, „dass es ausreichend Berufsschullehrerinnen und -lehrer gibt, die die duale Ausbildung absichern. Unser weltweit anerkanntes System aus Theorie und Praxis ist die Garantie für den Fachkräftenachwuchs in den Betrieben – das darf nicht ins Wanken geraten.“ so