Es gibt Stauden, die sind unkompliziert und tun das, was der Gärtner oder die Gärtnerin von ihnen erwartet. Und es gibt andere, die mäkeln gerne einmal herum am Standort oder den Wachstumsbedingungen. Der Rittersporn (Delphinium) gehört eindeutig zu den letzteren. Bis zu zwei Meter hoch können die meist leuchtend blauen Prachtstauden werden und über viele Sommerwochen den Blickfang im Garten bilden. Das tun sie aber nur, wenn es ihnen dort auch gefällt. Sonnig soll der Platz sein, aber nicht zu windig. Ein tiefgründiger, lehmiger Boden mit hohem Humusgehalt bekommt ihnen gut. Auch auf die Pflanzen in der Nachbarschaft ist zu achten. Während Schwertlilien das Wachstum des Rittersporns fördern, sind Phlox und Astern ungünstige Nachbarn, denn die Pflanzen schädigen sich gegenseitig. Auch Schnecken und Mehltau können dem Rittersporn zu schaffen machen. Er braucht Dünger, aber nicht zu viel, sonst verliert er seine Standfestigkeit. Es muss also einiges zusammenkommen, damit die Diva unter den Stauden sich wohlfühlt. Stimmen die Bedingungen nicht, kümmert der Rittersporn und ist irgendwann verschwunden.
Das wäre schade. „Ein Garten ohne Rittersporn ist ein Irrtum“, hat Karl Foerster gesagt, der Gartenphilosoph aus Potsdam, dessen Name besonders eng mit der Staude verbunden ist. Insgesamt 82 Sorten gehen auf seine Züchterarbeit zurück, etwa 30 davon sind noch erhalten. Einige können im Karl-Foerster-Garten im Potsdamer Ortsteil Bornim bewundert werden. Rittersporn, den auch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel als Lieblingspflanze nannte, bringt die ansonsten unter den Sommerblüten seltene Farbe Blau mit sich, kann aber ebenso in Weiß, Lila oder Rosa auftreten. Auch für die Vase eignen sich die üppigen Blütenrispen gut.
Schon in der Antike war die in allen Teilen giftige Staude unter dem griechischen Namen Delphinion bekannt, denn die Form der dünn gefiederten Laubblätter erinnert entfernt an Delfine. Hauptblütezeit sind der Juni und die erste Julihälfte. Werden die Pflanzen direkt nach der Blüte bis auf eine Höhe von zehn Zentimetern abgeschnitten, treiben sie erneut aus und kommen im September und Oktober zu einer zweiten Blüte. Rund um den Rückschnitt benötigt die Pflanze viel Feuchtigkeit. Auch ansonsten ist es besonders an heißen und trockenen Tagen wichtig, die Staude regelmäßig zu gießen.
Im Herbst lohnt es sich nicht nur bei den einjährigen Sorten, auf einen zeitigen Rückschnitt zu verzichten und dem Rittersporn Zeit zu lassen, Samen auszubilden. Von Wind und Tieren verteilt, tauchen die Pflanzen dann an unterschiedlichen Stellen auf.
In unserem Garten haben sich gerade diese selbstausgesäten Rittersporne oft als die üppigsten herausgestellt. Sie gleichen darin unter anderem den Stockrosen. Neugepflanzte Exemplare wachsen oft nur kümmerlich, während in den schmalsten Ritzen im Weg und an der Hauswand Samen zu prächtigen Pflanzen entwickeln. Auch der Gewöhnliche Dost (Origanum vulgare), bei Schmetterlingen wie dem Distelfalter beliebt, sucht sich seinen Standort am besten selbst aus. Ulrich Nettelstroth