Um die Zeit des Nationalsozialismus geht es am Freitag, dem 30. August, ab 18 Uhr in einer Buchpräsentation und Lesung mit Ursula Blancke Dau. Die Lüneburger Künstlerin hat in einer beeindruckenden Graphic Novel unter dem Titel „Klaus noch einmal davon gekommen. Eine Jugend unter dem Hakenkreuz“ die Erinnerungen ihres Vaters verarbeitet, der 1945 als 16-Jähriger Soldat wurde und in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Verdrängte Erinnerungen, über die lange Zeit nicht gesprochen wurde. Aber irgendwann, im fortgeschrittenen Lebensalter, konnte Klaus, der Vater der Künstlerin, seine Erlebnisse niederschreiben und der Tochter überreichen. Daraus entstand ein vielschichtiges Werk. Die Bilder und Texte Blancke Daus führen über das Einzelschicksal ihres Vaters hinaus und zeigen, wie Menschen in Diktatur und Krieg als Material und Masse verwendet wurden und werden. Die Geschichte dieser Graphic Novel passe leider auch wieder erschreckend gut in unsere heutige Zeit, so die Veranstalter. Der Eintritt zur Lesung ist frei, eine Spende ist erwünscht.
Um das schwierige Aufwachsen mit Vätern, die in der Diktatur geprägt worden sind, geht es bei einem Filmabend mit anschließender Diskussion am Freitag, dem 6. September, ab 19 Uhr. Erzählt werden die Geschichten von Bärbel Treutler und Rolf Sellmann. Es geht um das Aufwachsen mit Vätern, die von diktatorischen Ideologien geprägt sind und sich Zeit ihres Lebens nicht mehr von diesen lösen konnten.
„Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, schließlich ist der Titel eines Podiumsgesprächs zur Meinungsfreiheit, das am Sonnabend, dem 14. September ab 19 Uhr im Kulturkombinat Perleberg stattfindet. Es handelt sich dabei um eine Gesprächsreihe der Schriftstellervereinigung PEN Berlin im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg mit 37 Veranstaltungen, von Annaberg bis Perleberg. Es geht um Meinungsfreiheit, Solidarität mit Schreibenden, die nur deshalb verfolgt, und verhaftet werden, weil sie von ihrem Recht auf die Freiheit des Wortes und der Kunst Gebrauch gemacht haben.
Auch in Deutschland ist es nach Wahrnehmung vieler um die Meinungsfreiheit nicht gut bestellt. Waren im Jahr 1990 noch 78 Prozent der Deutschen der Ansicht, man könne hierzulande seine Ansichten frei äußern, und nur 16 Prozent Vorsicht für angebracht hielten, haben sich die beiden Werte seither kontinuierlich angenähert. Im Jahr 2023 ermittelte das Allensbach-Institut erstmals eine größere Zustimmung dafür, dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt sei (44 Prozent), als für das Gegenteil, die Meinungsfreiheit sei gegeben (40 Prozent).
Wer genauer hinsieht, wird feststellen, dass manche, die sich heute über „Denk- und Sprechverbote“ und „Cancel Culture“ beklagen, morgen selbst Grenzen des Zulässigen zu ziehen versuchen – je nachdem, worum des gerade geht. An dieser Stelle setzt der PEN Berlin mit seiner Veranstaltungsreihe an. Die Podiumsteilnehmerinnen wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen. In Perleberg sind das die Schriftstellerin Nora Bossong, die Autorin und Soziologin Katharina Warda und die Journalistin und Literaturkritikerin Cornelia Geißler. WS