Im Oktober und November machen sich die Blüten rar im Garten. Der Blick aus dem Haus wird zunehmend trist, während für die Insekten eine Zeit des Mangels beginnt. Eine Pflanze gibt es jedoch, die gerade jetzt mit einer Überfülle von Nektar aufwartet. Der Efeu (hedera helix) gehört zu den wenigen Pflanzen, die erst im Herbst blühen, wenn andere Pflanzen sich schon auf Winterruhe einstellen. Dann wird er zum Insektenmagnet.
Als grüne Kletterpflanze ist der Efeu den meisten Menschen vertraut, als Blütenpflanze weniger. Das hängt damit zusammen, dass er erst in höherem Alter Blüten ausbildet, oft erst nach 20 Jahren. Dann ändert der Efeu seine Gestalt: Die bisher gelappten Blätter werden herzförmig, er treibt keine Haftwurzeln mehr aus und hört auf zu klettern. Stattdessen beginnt er zu blühen und im Anschluss kleine, blau-schwarze Früchte anzusetzen.
Inzwischen gibt es aber auch den Strauch-Efeu. Dafür haben Züchter die Altersform des Efeus, die üblicherweise hoch in Baumkronen, an Häuserwänden und auf Mauern gedeiht, mit Stecklingen vermehrt. Die Sorte ist als Hedera helix „Arborescens“ im Handel. Der Naturschutzbund (Nabu) empfiehlt den Strauch als ökologische Bereicherung insbesondere für schattige Gärten. Die Blüten sorgten mit ihrem Nektar für spätes Glück für Bienen, Wespen und Schwebfliegen.
Eine Wildbienenart, die Efeu-Seidenbiene, hat sich sogar ganz auf den Efeu als Nahrungspflanze spezialisiert und fliegt deshalb erst ungewöhnlich spät im Jahr. Sie ernährt ihren Nachwuchs ausschließlich mit Efeupollen, die sie als Vorrat in ihre Bodennester einbringt. Die kleinen Früchte des Efeu reifen im Winter und schmecken von Januar bis April vielen Vögeln.
Für Menschen sind die Beeren giftig. Zu Vergiftungen kommt es aber nicht, weil der Geschmack so bitter ist, dass niemand mehr als eine Beere zu sich nehmen würde. Bei Kontakt mit Blättern kann jedoch es zu Hautreizungen kommen, daher ist es sinnvoll, etwa beim Rückschnitt Handschuhe zu tragen.
Wie so oft, wirken die Giftstoffe des Efeus, Falcarinol und Triterpensaponin, in niedriger Dosierung heilsam. In der Apotheke sind Hustensäfte auf der Basis von Efeuextrakt erhältlich, die schleimlösend und entkrampfend wirken und auf diese Weise gegen akute oder chronische Bronchialerkrankungen helfen. Niemand sollte allerdings auf den Gedanken kommen, selbst aus Teilen der Pflanze etwa einen Tee herstellen zu wollen. Solche Experimente könnten leicht zu einer Vergiftung führen. net