Von Julbock
und Joulurauha
Weihnachtsbräuche in Finnland
verbinden Tradition und Moderne

Heutzutage denken manche, dass der Weihnachtsmann aus Amerika kommt und mit seinem Coca-Cola-Truck durch die Lande fährt, aber in Wirklichkeit kommt er aus Rovaniemi, das wissen zumindest die Menschen in Finnland ganz genau. Doch selbst am Polarkreis ist die Verbindung mit dem Weihnachtsmann noch gar nicht so alt. Anne Ekholm erinnert sich daran, dass früher ein Ziegenbock, der Julbock oder Olkipukki, die Geschenke brachte. Anne Ekholm gehört zu den Finnlandschweden, die etwa fünf Prozent der finnischen Bevölkerung ausmachen, und lebt in Hanko im Süden des Landes. In ihrer Familie verschmilzt das Brauchtum gleich mehrerer nordischer Völker.

Die Weihnachtszeit beginnt in Finnland am 1. Dezember, wenn das „kleine Weihnachten“ gefeiert wird. Dann stellen die Helfer des Weihnachtsmanns ein Körbchen mit Leckereien und einem Adventskalender vor die Tür, das die Kinder morgens finden können. Der 6. Dezember hat eine andere Bedeutung als in Deutschland. Es ist der finnische Unabhängigkeitstag, der Präsident lädt verdienstvolle Bürger des Landes in seinen Amtssitz ein, um mit ihnen zu speisen und zu tanzen.

An jedem der vier Sonntage bis Weihnachten wird eine Kerze angezündet. Zimtschnecken, Lebkuchen und Lebkuchenhäuser gehören ebenso in die Adventszeit. Etwa um den 13. Dezember werden die Weihnachtsbäume aufgestellt, die bis Neujahr stehen bleiben. Natürlich gibt es viele Lichter in der Weihnachtszeit, in der es nur wenige Stunden am Tag hell ist, beliebt sind große leuchtende Rentiere oder auch Weihnachtsmänner auf den Dächern der Häuser.

Eine Tradition in Finnland ist der Weihnachtsfrieden Joulurauha, der am 24. Dezember aus einer Kirche in Turku heraus verkündigt wird. Er stellt alles unter schwere Strafe, das diesen Frieden stört. Zum Heiligen Abend gehören unbedingt die Sauna und ein festliches Essen, zu dem sich die ganze Familie trifft. Wenn es am 24. Dezember gegen 16 Uhr dunkel wird, gehen die Menschen auf den Friedhof und stellen Kerzen auf die Gräber ihrer verstorbenen Familienangehörigen.

Und dann kommen die Geschenke. „Bei uns gab es früher einen Ziegenbock, der Geschenke brachte und furchteinflößend war, nur wenn man brav war, bekam man etwas. Einmal hatte ich so viel Angst, dass mein Großvater Onni seine Maske und die Hörner abnehmen musste, um mich zu beruhigen. Später kam dann aber der Weihnachtsmann zu uns Kindern“, erzählt Anne Ekholm. Seit den 80er Jahren trifft man den Julbock eher selten an.

In den nordischen Ländern bekommen die Kinder am Abend des 24. Dezember Geschenke vom Weihnachtsmann. Anne Ekholms fünfjähriger Sohn Thor wünscht sich ein Amphibienfahrzeug, das zu Wasser und an Land fahren kann. Bei den Erwachsenen dominieren wie immer Schlafanzüge, Wollsocken und Schokolade. Matthias Voß

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