Im Laufe seines beruflichen Werdegangs studierte er Elektrotechnik in Zwickau und später Technische Kybernetik an der Technischen Universität Magdeburg. Dem Fechtsport blieb er immer treu. „Ich habe viele Studentenwettkämpfe mitgemacht. Zur deutschen Studentenmeisterschaft habe ich die Bronzemedaille im Säbelfechten errungen”, erzählt er stolz. Neun Jahre lang war er Trainer im Trainingszentrum in Pritzwalk, das für den ASK Potsdam ausbildete. „Zu DDR-Zeiten haben wir bis zu viermal pro Woche trainiert. Die besten, wirklich nur die allerbesten, wurden zur Sportschule delegiert.”
1974 zogen er und seine Frau nach Pritzwalk. 1976 gründeten sie gemeinsam die Fechtabteilung bei Lok Pritzwalk. Nach der Wende 1989 focht er bei den Senioren. „Siebenmal wurde ich Landesmeister in verschiedenen Bundesländern”, zählt er seine Erfolge auf. „Zu den deutschen Meisterschaften der Veteranen bin ich nicht gefahren. Dazu fehlte mir die Zeit. Nach der Wende war ich selbstständig. Ich hatte ein Ingenieurbüro für Elektrotechnik mit vier Mitarbeitern. Da blieb weniger Zeit selbst an Wettkämpfen teilzunehmen.“
Die Abteilung Fechten im SV Lock Pritzwalk hatte kurz nach der Wende nur noch acht Mitglieder. Aktuell sind es 25 Mitglieder. Davon sind zwölf Sportlerinnen und Sportler aktiv. „Eine davon ist unsere zwölfjährige Frieda Junker. Sie kämpft in der Altersklasse U13 und ist darin zurzeit die beste und erfolgreichste Fechterin im Land Brandenburg. Sie hat sich qualifiziert im Mai zur Deutschen Meisterschaft nach Süddeutschland zu fahren”, berichtet der Trainer stolz.
Bei den Erwachsenen ist Felix Doerks der erfolgreichste Degenfechter, der sich ebenfalls zur Deutschen Meisterschaft in Leverkusen qualifiziert hat und in der deutschen Rangliste auf Platz 24 steht. Die Anfänger der Altersklassen U9 und U11 sind seit November 2024 dabei. „Am Sonnabend fahren sie nach Oranienburg. Das ist ein Turnier für Anfänger”, sagt Dieter Gawrisch. Die älteren Fechter sind 25 bis 60 Jahre alt. Ab der zweiten Klasse können Kinder mit dem Fechten beginnen. „Fechten ist das Schachspiel der Athletik”, hat mal ein ungarischer Fechtmeister gesagt. „Aus guten Sportlern kann man gute Fechter machen. Aus intelligenten Kindern kann man gute Fechter machen. Wenn beides zusammenkommt, werden es sehr gute Fechter”, so der Trainer.
Bewegungsabläufe werden antrainiert. Fechten ist eine Kampfsportart. Anfänger müssen eine Turnierprüfung ablegen, bevor sie das erste Mal antreten. „Wir kennen im Sportfechten Florett und Degen als Stoßwaffen und Säbel als Hieb- und Stoßwaffe. Die Anzeigestoßkraft und gültige Trefferflächen sind je Waffe unterschiedlich. Die Klinge des elektrischen Floretts verfügt über eine federnd gelagerte Spitze, die bei einer Stoßkraft, die dem Gewicht von mindestens 500 Gramm entspricht, anzeigt. Der Degen löst mit mehr als 750 Gramm die Trefferanzeige aus. Der Säbel ist eine Hieb- und Stichwaffe ohne Gewichtsbegrenzung. Die Trefferfläche beim Florett ist der Rumpf, beim Säbel der Oberkörper oberhalb der Gürtellinie mit Armen und Kopf und beim Degen der gesamte Körper. Florett und Säbel sind Waffen mit Treffervorrecht (Konventions-Waffen). Derjenige, der den Angriff zuerst begonnen hat, bekommt den Treffer. Der Angegriffene darf abwehren und hat dann Treffervorrecht. Beim Degen trifft der, der schneller ist, wie früher beim historischen Kampf. Fünf Treffer muss man in drei Minuten erzielen”, erklärt er die teils komplizierten Regeln. Die Wettkämpfe seien richtiger Stress.
Als Anfänger lernt man Florett. Das kann man ein Leben lang machen. Manche sind mit anderen Waffen erfolgreicher. „Säbel ist aufwendig und teuer. Das machen wir hier nicht. 15 Nachwuchs-Kinder hatten wir vor Corona. Eines davon ist geblieben”, bedauert er. „Also haben wir nach Corona bei eins angefangen. Fechten ist ein Nischensport. In den Grundschulen machen wir jährlich Werbung für den Sport, sonst kommen kaum noch Kinder und Jugendliche, meint der 78-Jährige. Das Alter sieht man ihm nicht an. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass man durch viel Sport im Alter noch sehr fit sein kann.
Das Fecht-Training ist beendet. Die Kinder und Erwachsenen ziehen sich um. „Wollen wir noch etwas spielen? Hockey?”, fragt Dieter Gawrisch. „Jaaa”, rufen die Kinder begeistert. „Nach den großen Ferien werden wir wieder mit einer Anfängergruppe starten. Trainiert wird immer montags und freitags von 17 bis 19 Uhr in der Goethe-Halle 2”, informiert der Trainer. Jens Wegner