Solidarische Landwirtschaftals Zukunftsmodell?
Gespräch und Videokunst im Stadtsalon Safari

In Solidarischen Landwirtschaften (SoLawis) schließen sich Lebensmittelproduzenten und Konsumenten zusammen.Foto: Tobias Ritz
Wittenberge. Auf Einladung des Vereins Hayati e.V. aus Leipzig/Havelberg, (zu Deutsch „Mein Leben”), der sich für eine globale Ernährungswende einsetzt, sprechen Künstler und Solidarische Landwirte am Montag, dem 28. Juli, um 19 Uhr im Stadtsalon Safari über die Verbindung von Kibbuz (Hachschara) und Solidarischer Landwirtschaft (SoLawi). „Vom Überleben zur Zukunft von Ernährung, Gesundheit und Sinngebung“ heißt die Veranstaltung. Das Projekt „Von Hachschara (Kibbuz) zu Solidarischer Landwirtschaft (SoLawi)” wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie Leben“ im Landkreis Stendal.

Ein Kibbuz ist eine ländliche Kollektivsiedlung in Israel mit gemeinsamem Eigentum und basisdemokratischen Strukturen. Als Hachschara (Tauglichmachung) wurde in den 1920er und 1930er Jahren die systematische Vorbereitung junger jüdischer Menschen auf ein Leben in Kollektiven (Kibbuzim) bezeichnet. Nordöstlich von Havelberg bestand von 1934 bis 1941 ein Hachschara-Kibbuz, in dem junge Juden den Beruf des Landwirtes oder ein Handwerk erlernten.

In Solidarischen Landwirtschaften (SoLawis) schließen sich Lebensmittelproduzenten und Konsumenten zusammen, um gemeinsam die Kosten, Risiken und Verantwortung der Lebensmittelproduktion zu tragen und die Ernte zu teilen. Die Verbraucher verpflichten sich als Mitglieder der SoLawi, mindestens für ein Jahr, und bekommen im Gegenzug jede Woche frisches Gemüse in Form von Ernteanteilen. Im Raum Leipzig befindet sich ein Hotspot von sieben SoLawis mit enger Verbindung zum Ernährungsrat Leipzig e.V. als zivilgesellschaftlichem Zusammenschluss von Landwirten, Verarbeitern, Händlern, Gastronomen und Verbrauchern aus Leipzig und der Region. Unter dem Motto „Gutes Essen für alle” steht Hayati e.V. in enger Beziehung zum Ernährungsrat Leipzig e.V.

Die Künstlerin Rivka aus Tel Aviv wird über ihr Leben und Aufwachsen im Kibbuz berichten sowie die Videoarbeit „Swanlake in the Desert” zeigen. Sie spricht fließend Deutsch und wird vom Kulturwissenschaftler Wolf Guenter Thiel (Old School ICA Havelberg) vorgestellt, der ihr Werk kunsthistorisch einordnen wird. Der Soziologe Karl Giesecke ist Mitbegründer einer der ältesten Leipziger SoLawis (Rote Beete eG) und des Netzwerks „SolawiSa“. Er wird über seine nationalen und internationalen Erfahrungen mit solidarischen Wirtschaftsformen berichten und mit Vertretern regionaler SoLawis diskutieren. Gerald Walter (Hayati e.V. und Ernährungsrat Leipzig e.V.) wird ihn vorstellen sowie die Verbindung von SoLawis zum Motto „Gutes Essen für alle” und die Bedeutung von Ernährungsräten darstellen.

„Mit der Veranstaltung möchte Hayati e.V. die historische und konzeptionelle Verbindung zwischen Hachschara und modernen SoLawi-Modellen sowie deren transformative Bedeutung für Überlebens- und Zukunftskonzepte von Ernährung, Gesundheit und Sinngebung aufzeigen“, gibt der Stadtsalon bekannt. dre
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