Gesundheitstrend Eisbaden
Cumloser Brackratten laden am 8. November zu ihrem jährlichen Brack-Spektakel ein

Das Brack-Spektakel der Cumloser Brackratten in den Vorjahren.Fotos: Verein, Adobe Stock/eyetronic
cumlosen. Wird es kalt und ungemütlich, sind die Cumloser Brackratten in ihrem Element. Der Verein praktiziert seit fast 26 Jahren das Eisbaden – und am 8. November steht mit dem jährlichen Brack-Spektakel ein Saisonhöhepunkt bevor. Bereits Ende September wurde wieder das große Saunafass am Cumloser Neuen Brack aufgestellt, dem Badegewässer des Vereins in Sichtweite zum Elbdeich. Gebadet wird ohnehin das ganze Jahr hindurch. „Wir treffen uns jeden Sonntag um 10.30 Uhr“, sagt der Vereinsvorsitzende Jörg Molz. Bei sommerlicher Hitze genauso wie bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt.

Eisbaden liegt im Trend. Laut einer bundesweiten Umfrage des Onlineportals Statista geben acht Prozent an, Eisbaden bereits einmal praktiziert zu haben, 17 Prozent können sich vorstellen, es in Zukunft zu tun. Viele, die im Winter in ein Gewässer springen, tun das für ihre Gesundheit. Eisbaden kann das Immunsystem stärken, die Blutzirkulation verbessern, Stress reduzieren und das psychische Wohlbefinden verbessern, heißt es. Auch beim Abnehmen soll es helfen. Andererseits sind damit Gefahren verbunden. Beobachtet werden Herzrasen, Herzrhythmusstörungen, verminderte Durchblutung des Gehirns, teilweise bis zur Bewusstlosigkeit.

„Wer mit dem Eisbaden anfängt, sollte erst einmal ärztlichen Rat einholen“, empfiehlt Jörg Molz. Ein Check von Herz und Kreislauf ist anzuraten, auch mit einem Anflug von Erkältung sollte niemand in kalte Gewässer steigen. Wie lange man im Wasser bleibt, entscheidet jeder nach Tagesform, sagt der Vorsitzende der Brackratten: „Zwei bis drei Minuten sind die Regel.“ Es gehe nicht um Rekorde, sondern um die positiven Wirkungen, das Kribbeln auf der Haut, den Kreislauf, der in Schwung kommt.

„Eisbaden sorgt für eine Welle an Glückshormonen“, heißt es in einer Mitteilung des Kneippbundes. Verantwortlich dafür ist der Kälteschock. Unser Körper muss konstant eine Kerntemperatur von 37 Grad Celsius halten. Schon wenn sie um nur zwei Grad sinkt, erleiden wir eine merkliche Unterkühlung. Wichtige Organe wie Herz und Gehirn können dann nicht mehr korrekt arbeiten. Ein weiteres Absinken der Temperatur würde schnell lebensbedrohlich. Der Körper reagiert mit Zittern und dem Verlagern des Blutes in den Kern. Zuvor schaltet er in den Alarmzustand, indem er Stresshormone wie Cortisol ausschüttet. Das Schmerzempfinden wird gebremst, die Durchblutung läuft auf Hochtouren. Signalisiert das Gehirn, dass die Situation unter Kontrolle ist, werden weitere Hormone wie der Glücksbote Dopamin freigesetzt.

Größere Studien zum Eisbaden gibt es nicht. Positive Effekte werden vor allem auf die Psyche beobachtet, mit Verbesserungen etwa bei Angststörungen. Zur Stärkung des Herzkreislaufsystems kann es ebenfalls kommen, allerdings nur bei Gesunden. Menschen mit Herzerkrankungen sollten keinesfalls das Eisbaden praktizieren, warnen Experten. Es könnte zu bedrohlichen Rhythmusstörungen kommen. Im Zweifel sollte vorher ein Gesundheitscheck beim Arzt durchgeführt werden, rät Hanns-Christian Gunga, emeritierter Professor für Weltraummedizin und extreme Umwelten an der Berliner Charité. Wichtig ist zudem, nicht zu übertreiben. „Drei Minuten sollte das Eisbad nicht übersteigen“, warnt Gunga.

Die Regeln beim Winterbaden: Nie allein ins Wasser. In der Gruppe kann man sich gegenseitig helfen. Der Kopf muss immer über Wasser bleiben, hilfreich ist es, eine Mütze zu tragen. Zeigt jemand Anzeichen von Verlangsamung oder Desorientierung, muss er sofort das Wasser verlassen. Und an Land gilt es, sich schnell abzutrocknen und warm anzuziehen.

Dass Eisbader seltener unter Erkältungskrankheiten leiden, ist nicht wissenschaftlich belegt. Jörg Molz ist trotzdem überzeugt, dass die Abhärtung wirkt. „Eine Erkältung kommt schon mal vor, ist aber auch schnell erledigt“, sagt er. Hauptmotive der Cumloser Brackratten aber seien der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe. net
Druckansicht